/ 06.06.2013
Josef Broukal / Peter Filzmaier / Elfriede Hammerl / Kathrin Hämmerle / Erwin Niederwieser / Peter Plaikner / Peter A. Ulram / Hans Winkler
Politik auf Österreichisch. Zwischen Wunsch und Realität
Wien: Goldegg Verlag 2009; 235 S.; 19,30 €; ISBN 978-3-901880-43-8„Die Politikerbeschimpfung ist eines der liebsten österreichischen Hobbys, das jeder in Perfektion beherrscht. [...] Schließlich genießt einer Umfrage zufolge kaum noch ein anderer Beruf weniger ansehen als die Politikerzunft.“ (6). Woran das liegen könnte, zeigen die acht renommierten Autorinnen und Autoren (viele von ihnen sind im Bereich Medien/Journalismus tätig) und erläutern die Eigenheiten der österreichischen Politik. So wird dargestellt, wie sich Anfang der 80er‑Jahre in der Wählerschaft langsam ein „‚Unbehagen am und im Parteistaat’“ entwickelte, verstärkt durch eine Reihe politischer Skandale; politisches Engagement habe nun auch außerhalb der etablierten Strukturen stattgefunden, neue Gruppierungen und Parteien – wie etwa die FPÖ unter Jörg Haider – formierten sich. In den 90er‑Jahren sei das diffuse Unbehagen an der Politik in eine „veritable Parteien‑ und Politikverdrossenheit“ (24) umgeschlagen, die von den Medien und der FPÖ geschürt worden sei. Vor allem die FPÖ habe die sogenannten kleinen Leute in Stellung gebracht gegen Ausländer und EU‑Bürokraten und Unmut über Politiker sowie Altparteien erzeugt, was SPÖ und ÖVP viele Wahlniederlagen bescherte. Die „‚gute alte’ Zeit der Parteiendemokratie“ (21) sei zumindest für die ÖVP und SPÖ beendet gewesen. Auch das politische System Österreichs wird kritisiert. So bezeichnet Broukal das österreichische Parlament als ein „sehr unterentwickeltes Organ“ (139) des Staates, dem es an Ressourcen mangele. Es sei Zeit für eine Emanzipation des Parlaments gegenüber der Regierung, damit es „auf Augenhöhe“ (140) mit der Regierung arbeiten könne. Bei der Gesetzgebung sei der parlamentarische Einfluss zu gering, die Exekutive und die Parteien dominierten zu sehr. Abschließend werden konkrete Vorschläge präsentiert, wie der Parlamentarismus funktionieren und die Bürger mehr Einfluss auf die Politikgestaltung gewinnen könnten.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.4 | 2.22
Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Josef Broukal / Peter Filzmaier / Elfriede Hammerl / Kathrin Hämmerle / Erwin Niederwieser / Peter Plaikner / Peter A. Ulram / Hans Winkler: Politik auf Österreichisch. Wien: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/9092-politik-auf-oesterreichisch_36737, veröffentlicht am 01.12.2009.
Buch-Nr.: 36737
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Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
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