Wirtschaftswiss. Diss. Göttingen. – Lateinamerika galt während der Siebzigerjahre als vielversprechende Region mit besten Wachstumsaussichten. Diese Einschätzung erwies sich jedoch infolge tiefer Krisen in den Achtzigerjahren als trügerisch. Einzelnen Staaten wie Chile oder Brasilien gelang es, ihre Wirtschaften vergleichsweise stabil zu halten, jedoch blieb Armut ein Problem weiter Bevölkerungskreise. Auch Paraguay hielt seine Wirtschaft von der Krise der Achtzigerjahre weitgehend frei, hatte aber dann im darauffolgenden Jahrzehnt ebenfalls mit sogar wachsender Armut zu kämpfen. Paraguay, so der Autor, scheint damit in der bekannten Armutsfalle aus geringem Wachstum und hoher Armut gefangen zu sein. Vor dem Hintergrund zunehmender Belege aus der internationalen Forschung, dass es eine kausale Wirkung von Ungleichheitsniveaus und Ungleichheitswandel für Armutsniveaus gibt, verfolgt der Autor diese Verbindung exemplarisch an der Situation des Landes in den Neunzigerjahren. Eines der zentralen Ergebnisse der Studie ist, dass für die Armutsbekämpfung vor allem die Ungleichheiten in Bildung und Einkommen im urbanen Raum in den Blick genommen werden müssten und dass sich Tendenzen der Angleichung in Bildung und Einkommen vor allem für untere Bevölkerungsgruppen auswirken, während die oberen Einkommen davon unberührt bleiben. Zudem erwies sich die zunehmende Einkommensgleichheit der Geschlechter als wichtiger Faktor in der Armutsreduzierung. In Paraguay gab es gleichzeitig einen Trend abnehmender Ungleichheit und wachsender Armut. Dass die Ungleichheit sank, erklärt Otter vor allem mit einer expansiven Bildungspolitik. Dennoch kommt er nicht umhin zu konstatieren: „The story we can tell […], is that the impacts of market forces and business cycles have stronger impact on Paraguayan inequality and poverty, than special policies do.“ (128)