/ 18.06.2013
Detlef Junker
Power and Mission. Was Amerika antreibt
Freiburg i. Br.: Herder 2003; 191 S.; geb., 19,90 €; ISBN 3-451-28251-8George Bush wird in vielen Kommentaren sicher nicht zu Unrecht vorgeworfen, er teile die Welt ohne jegliche Zwischentöne recht holzschnittartig in Gut und Böse. „Mit seiner Sendungsidee der Freiheit, mit seinem tiefsitzenden Manichäismus [...] steht der gegenwärtige Präsident jedoch in einer amerikanischen Tradition, die bis in das 18. Jahrhundert zurückreicht." (10) Die zivilreligiöse Idee der Freiheit - so die Kernthese Junkers - ist untrennbar mit dem Aufstieg der USA zur Supermacht verbunden. In klarer Sprache und auf erstaunlich knappem Raum zeichnet Junker die „Globalisierung des außenpolitischen Aktionsradius der USA" (11) seit 1776 nach. Er zeigt, dass missionarisches Sendungsbewusstsein schon immer ein wesentlicher Teil der amerikanischen Außenpolitik war und zusammen mit wirtschaftlichen Interessen den stetigen amerikanischen Machtzuwachs begründete. Dabei hatte es in der Anfangszeit gar nicht nach einer aktiven Außenpolitik der USA ausgesehen, schreibt Junker. Die Entscheidung Präsident Wilsons, militärisch in den Ersten Weltkrieg einzugreifen, sei vielmehr ein geradezu revolutionärer Bruch mit der amerikanischen Tradition gewesen, nicht militärisch oder bündnispolitisch in Europa einzugreifen. Die ideologische Begründung Wilsons („a war to end all wars") wirkt allerdings noch bis heute nach. Das Vehikel zur Erlangung dieses Ziels ist die amerikanische Vorherrschaft. Insofern, stellt Junker sachlich fest, wären die Neokonservativen um Bush treffender als „konservative Revolutionäre" zu bezeichnen: Sie seien konservativ in dem Sinne, dass sie Amerikas zivilreligiös begründete Sonderstellung in der Welt, seine Macht und Mission, verteidigen wollen. Junker gelingt es auf brillante Art und Weise, diese Traditionslinie der amerikanischen Politik zusammenzufassen. Er liefert damit einen wohltuend sachlichen Beitrag zum Verständnis der amerikanischen Außenpolitik, der sowohl für ein politikwissenschaftliches Fachpublikum als auch für einen weiten Leserkreis mit großem Gewinn zu lesen ist.
Walter Rösch (WR)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 4.22 | 2.64
Empfohlene Zitierweise: Walter Rösch, Rezension zu: Detlef Junker: Power and Mission. Freiburg i. Br.: 2003, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/19758-power-and-mission_22997, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 22997
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M. A., Politikwissenschaftler.
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