/ 03.06.2013
Jan Pauer
Prag 1968. Der Einmarsch des Warschauer Paktes. Hintergründe - Planung - Durchführung
Bremen: Edition Temmen 1995; 415 S.; 58,- DM; ISBN 3-86108-314-0Anhand von erstmals zugänglichen Dokumenten gelang Pauer eine detaillierte und in ihrer betont chronologischen Ausrichtung auch spannend zu lesende Darstellung. Der Autor zeichnet akribisch die Hintergründe der Vorentscheidungen nach, die von den späteren fünf Invasionsstaaten schon getroffen wurden, als selbst die tschechoslowakischen Kommunisten unter Alexander Dubcek noch nicht wußten, wohin sich ihre Reformabsichten nach dem Sturz des moskauhörigen Antonín Novotný entwickeln würden. Der Konflikt innerhalb des Warschauer Paktes tritt deutlich hervor: Auf der einen Seite stand die KPC, die eine kontrollierte politische Liberalisierung anstrebte, um den aufkeimenden Unruhen im eigenen Land zu begegnen. Auf der anderen Seite fanden sich unter der Führung Moskaus, das seine Position im Ostblock untermauern wollte, schnell die Staaten zusammen, die — wie die DDR — befürchteten, die Liberalisierungstendenzen der Tschechen und Slowaken könnten auf ihr eigenes Regime übergreifen. In der interessant präsentierten Gesamtschau von Absichten, Entscheidungen und praktischer Umsetzung zeigt sich, wie komplex die Eskalation bis zur militärischen Intervention ablief, und wie der "Prager Frühling" bei aller Zivilcourage der tschechoslowakischen Bevölkerung letztendlich scheitern mußte.
Aus dem Inhalt: I. Einleitung; II. Die Tschechoslowakei im Jahre 1968; III. Der Konflikt; IV. Die militärische Intervention vom 20.-21. August 1968; V. Der Restaurationsbeginn; VI. Schlußbetrachtung.
Axel Gablik (AG)
Dr., Historiker.
Rubrizierung: 2.62 | 4.41
Empfohlene Zitierweise: Axel Gablik, Rezension zu: Jan Pauer: Prag 1968. Bremen: 1995, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/1766-prag-1968_2030, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 2030
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Dr., Historiker.
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