Welche Interdependenzen zwischen dem politischen und sozialen Transformationsprozeß und dem Stand der Pressefreiheit sind in der ehemaligen Sowjetunion zu beobachten? Welche Akteure treten dabei sowohl in Hinblick auf mehr Liberalisierung als auch auf repressive Tendenzen auf? Diesen Fragen geht Wendler nach, indem er in einer Einzelfallanalyse die Entwicklung der Presse in der Sowjetunion bzw. Rußland von 1985 bis Ende 1993 untersucht und mit einem Rückblick auf die Zeit vor 1985 verbindet. Die rechtlichen Fortschritte bei der Verankerung der Pressefreiheit seit 1990 sind der Untersuchung zufolge eher Resultat eines zeitweisen Machtvakuums als des Reformdrucks der Demokratiebewegung. Die Medienpolitik zwischen dem Putsch 1991 und 1992 charakterisiert Wendler als "weitreichende Deliberalisierung" (130). Der Ausblick Wendlers fällt eher pessimistisch aus. "Die gesellschaftlichen und politischen, vor allem aber die wirtschaftlichen Voraussetzungen für die Verankerung einer substantiellen Pressefreiheit scheinen [...] nicht gegeben zu sein." (129) Inhaltsübersicht: Erster Teil: Medien und politischer Systemwandel in der ehemaligen UdSSR: Zur Relevanz der sozialwissenschaftlichen Theoriebildung; Zweiter Teil: Die sowjetische Presse in der zweiten Hälfte der achtziger Jahre: Wandel zur pluralistischen Presse- und Meinungsfreiheit oder ideologiegesteuerte Reformierung? Dritter Teil: Die Presse im Übergang von der Sowjetunion zur Rußländischen Föderation 1990 bis 1993: Grundlegender Strukturwandel oder zeitweilige Liberalisierung? Vierter Teil: Interdependenzen zwischen dem Prozeß des politischen Systemwandels und der Liberalisierung der Presse in der Übergangsphase von der UdSSR zur Rußländischen Föderation.