/ 17.06.2013
Jerry Mander / Edward Goldsmith (Hrsg.)
Schwarzbuch Globalisierung. Eine fatale Entwicklung mit vielen Verlierern und wenigen Gewinnern. Ins Deutsche übersetzt von Helmut Dierlamm und Ursel Schäfer
München: Riemann Verlag 2002; 523 S.; 24,90 €; ISBN 3-570-50025-XNoch ein Schwarzbuch? Auf den ersten Blick: Ja. In einem Rundumschlag werden alle möglichen - negativen - Auswirkungen des globalen Kapitalismus aufgeführt; der neoliberalen Diktatur unerbittlicher Marktgesetze wird die Vision der "Rückkehr zu den lokalen Wurzeln" (26) gegenübergestellt, die Idee der "Wiederbelebung kleinerer, lokaler, diversifizierter und mindestens teilweise autarker Wirtschaftssysteme" (27). Doch auf den zweiten Blick leistet das Buch mehr: Es ist ein regelrechtes Kompendium der Globalisierungskritik, insofern hier führende Vertreter von Nichtregierungsorganisationen, die sich gegen die Globalisierung engagieren, ihre Positionen darlegen. Dabei fällt vor allem deren Vielfalt auf: Im Unterschied zur Kapitalismuskritik der Sechziger- und Siebzigerjahre liegt hier nicht eine einzelne Theorie zugrunde, sondern der Pluralismus wird zum Prinzip erhoben. Auch wenn zahlreiche der vorgebrachten Argumente marxistisch klingen: diese Bewegung ist in ihrem Kern eher postmodern.
Inhalt: Jerry Mander: Einführung: Gegen die steigende Flut (9-30). I. Triebkräfte der Globalisierung: Edward Goldsmith: Entwicklung als Kolonialismus (33-57); David Korten: Das Scheitern von Bretton Woods (58-72); Jerry Mander: Technologien der Globalisierung (73-91); Richard Barnet / John Cavanagh: Elektronisches Geld und die Kasinoökonomie (92-108); Tony Clarke: Herrschaftsmechanismen von Unternehmen (109-124); Jerry Mander: Regeln im Verhalten von Unternehmen (125-141); Brian Tokar: Monsanto: Ein Beispiel unternehmerischer Arroganz (142-162); David Morris: Freihandel: Der große Zerstörer (163-177). II. Auswirkungen der Globalisierung: Carl Amery: Die arglose Bestie: Vermutungen über das Seelenleben von Globalisierern (181-189); Walden Bello: Die Strukturanpassungsprogramme von IWF und Weltbank (190-201); Walden Bello: Saurierfonds (202-208); Alexander Goldsmith: Brutstätten der Ausbeutung: Freihandelszonen in der globalisierten Wirtschaft (209-217); Martin Khor: Die globale Wirtschaft und die Entwicklungsländer (218-233); Helena Norberg-Hodge: Modernisierungs- und Globalisierungsdruck (234-252); Richard Barnet / John Cavanagh: Die globale Homogenisierung der Kultur (253-260); Lori Wallach: Fünf Jahre Welthandelsorganisation: Ein trauriges Fazit (261-282); Simon Retallack: Die ökologischen Kosten der wirtschaftlichen Globalisierung (283-304); Vandana Shiva: Die WTO und die Landwirtschaft in den Entwicklungsländern (305-326); José Lutzenberger: Die selbstmörderische Sinnlosigkeit der modernen Landwirtschaft (327-354); Agnès Betrand / Laurence Kalafatides: Die WTO und die Liberalisierung des Handels im Gesundheits- und Dienstleistungsbereich (355-364); Ladan Sobhani / Simon Retallack: Der Weg in die Klimakatastrophe (365-385); Wolfgang Sachs: Wie zukunftsfähig ist Globalisierung? (386-417). III. Schritte zur Umkehr: Naomi Klein: Abschied vom "Ende der Geschichte": Organisation und Vision in konzernkritischen Bewegungen (421-442); Helena Norberg-Hodge: Richtungswechsel: Von globaler Abhängigkeit zu lokaler Interdependenz (443-462); Colin Hines / Tim Lang: Der neue globale Schutz des Lokalen (463-472); Hermann Scheer: Die drei Grenzen der Globalisierung (473-484); Edward Goldsmith: Das letzte Wort: Ein persönlicher Kommentar (485-500).
Hendrik Hansen (HH)
Dr., Lehrbeauftragter, Politische Theorie und Ideengeschichte, Universität Passau.
Rubrizierung: 2.2 | 4.43 | 4.3
Empfohlene Zitierweise: Hendrik Hansen, Rezension zu: Jerry Mander / Edward Goldsmith (Hrsg.): Schwarzbuch Globalisierung. München: 2002, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/16520-schwarzbuch-globalisierung_18973, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 18973
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Dr., Lehrbeauftragter, Politische Theorie und Ideengeschichte, Universität Passau.
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