"Der Staat ist als entwicklungspolitische Agentur unter Druck gekommen. [...] Während die zivile Gesellschaft eine wahre Renaissance erlebt, eine Wiederentdeckung als das neue Subjekt der Entwicklungspolitik." (9) Doch blieben bislang viele Fragen unbeantwortet: Welche konkreten Folgen haben unterschiedliche staatliche und zivilgesellschaftliche Strukturen? Wodurch ist eine starke bzw. schwache Zivilgesellschaft gekennzeichnet? Kann zivilgesellschaftliche Selbstorganisation ein Gegengewicht zum staatlichen Herrschaftsmonopol darstellen? - Dem teilweise euphorischen Perspektivenwechsel innerhalb der Sozialwissenschaften - vom Staat zur Zivilgesellschaft - schließen sich die Autoren der Beiträge (hervorgegangen aus einer interdisziplinären Vortragsreihe an der Universität Wien) daher nur unter Vorbehalt an. Inhalt: Hannes Wimmer: Die Modernisierung der Staates als Entwicklungsproblem (17-38); Norbert Lechner: Staat und Zivilgesellschaft in lateinamerikanischen Demokratisierungsprozessen. Überlegungen zu einem Beziehungswandel (39-54); Franz Kolland: Kuba: Entwicklung ohne Zivilgesellschaft? (55-72); Reginaldo F. F. Castela / Andreas Novy: Der schwierige Zutritt der Armen zu Staat und Zivilgesellschaft. Der brasilianische Bundesstaat Acre (73-92); Walter Schicho: Mythos Zivilgesellschaft: Die "Dritte Kolonisierung" Afrikas (93-115); Jean-Claude Willame: "Gehet hin und demokratisiert die Nationen" (117-131); Joachim Becker: Hegemonie und Klientelismus: Staat und Zivilgesellschaft in Zimbabwe (133-148); Erich Pilz: Über die Subversivität geschäftlicher Interessen: Staat, Zivilgesellschaft und Entwicklung im revolutionären China (149-165); Paul Georg Geiß: Zivilgesellschaft: Risiko oder Chance für Mittelasien? (167-182); Gabriele Rasuly-Paleczek: Widerstand und Vermittlung: Lokale Herrschaft und staatliche Politik in Afghanistan (183-201); Konrad Ginther: Zivilgesellschaft, Verfassungsordnung und das Recht auf Entwicklung (203-217); Manfred Nowak: Entwicklungspolitik als Menschenrechtspolitik (219-234); Andreas Schedler: Die zivile Gesellschaft und der wilde Staat - Versuch einer Zwischenbilanz (235-247).