In ganz Europa war die Zeit bis zum Ersten Weltkrieg geprägt von den Partizipationsansprüchen und Wahlrechtsforderungen verschiedener nationaler Frauenbewegungen. Während des Ersten Weltkriegs konnten sich Frauen dann in typisch männlichen Arbeitsbereichen erste Freiräume erobern und zum Selbstverständnis werktätiger Frauen beitragen – in einigen Ländern so erfolgreich, dass nach dem Krieg auch Frauen das Stimmrecht gewährt wurde. In der Schweiz wurden Frauen in Folge der Wirtschaftskrise jedoch als Kriegsgewinnlerinnen stigmatisiert und durch Gebärkampagnen vor und während des Zweiten Weltkriegs auf traditionelle Reproduktionsaufgaben reduziert. So verloren viele Frauen die schwer erkämpften Positionen in Wirtschaft, Politik und Wissenschaft. Auch nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Frauen in der Schweiz die volle gesellschaftliche Teilhabe verwehrt. Dieser Zustand währte bis 1971. So lange waren Frauen nur Bürger zweiter Klasse ohne Stimmrecht. Allerdings waren die Schweizerinnen und die sich nach dem Krieg neu formierenden Frauenbewegungsvereine bis dahin keineswegs inaktiv. Der Durchbruch für das Frauenstimmrecht folgte allerdings erst mit den internationalen Menschenrechtsabkommen in den 60er-Jahren. Sehr eindrucksvoll und dicht beschreibt Beatrix Mesmer die Bemühungen der Schweizer Frauenverbände, die zähen Aushandlungsprozesse, die Rivalitäten zwischen den Vereinen und schließlich die positive Abstimmung zugunsten des Frauenstimmrechts. Das Buch ist in seiner stringenten Argumentation, der profunden Quellenanalyse und nicht zuletzt der logischen Darlegung nicht nur ein veritabler Gewinn für die Schweizer Landesgeschichte, sondern schließt auch eine Lücke in der historischen Geschlechterforschung.