Politikwiss. Diss. St. Gallen; Gutachter: H. P. Fagagnini, H. Hauser. – Als Instrumentarium zur Analyse des gegenseitigen Einflusses von Wirtschaft und Politik im Bereich der Außenpolitik wählt Kasper den strukturfunktionalistischen Ansatz von Gabriel Almond und testet damit zugleich dessen Anwendbarkeit. Im Anschluss an eine Einführung in das Modell, dessen Kernelemente die drei Funktionstypen Prozess-, System- und Politikfunktionen sind, erfolgt ein Interessenabgleich zwischen den beiden gesellschaftlichen Subsystemen Wirtschaft und Politik. Hierfür zeichnet der Autor die Außenpolitik der Bundesrepublik sowie die Entwicklung der Außenwirtschaft nach, wobei er sich im Schwerpunkt auf die Zeit der rotgrünen Koalition von 1998 bis 2005 bezieht. Er gelangt zu der Feststellung einer engen Verflechtung und einer generellen „Interessenharmonie“ (95) von Wirtschaft und Politik in außenpolitischen und -wirtschaftlichen Fragen. Auf dieser Grundlage wendet Kasper das Almond’sche Modell an und untersucht entlang der drei Funktionssysteme, inwieweit die Wirtschaft Einfluss auf den außenpolitischen Kurs der Bundesrepublik ausübt und welche Konsequenzen sich hieraus ergeben. Mit Ausnahme der Systemfunktionen, so das Ergebnis, sei die Wirtschaft am gesamten politischen Prozess beteiligt. „Doch nimmt die Wirtschaft nicht nur Einfluss auf die Funktionen, sondern nimmt innerhalb dieser auch selber gewisse Rollen und Funktionen wahr“, schreibt Kasper und folgert: „Die Wirtschaft ist somit ein integraler Bestandteil des außenpolitischen Prozesses.“ (244) Kasper sieht in der engen Zusammenarbeit eine „große Stärke“, die sich in den „florierenden Zahlen des deutschen Außenhandels“ (245) ausdrücke. Sein Urteil zur Anwendbarkeit des Almond’schen Modells fällt gemischt aus – trotz einiger Schwächen erweise es sich aber als anpassungs- und erweiterungsfähig.