Der Leser findet die Essenz der Ansichten und Überlegungen Chomskys über die Ursachen und Hintergründe des 11. Septembers und dessen Folgen, insbesondere des "Kriegs gegen den Terror". Vieles davon hat Chomsky schon an anderen Stellen geäußert und für diesen Band zu sechs Essays verdichtet. Seine zentrale Aussage - der Krieg der USA sei heuchlerisch, da sich die Vereinigten Staaten selbst ähnlicher und teils schwerwiegenderer Terrorakte als der des 11. Septembers schuldig gemacht habe - findet sich dementsprechend häufig an verschiedenen Stellen des Bandes wieder. Seinen Ausführungen zur Untermauerung dieser Aussage ist es allerdings nicht dienlich, wenn er dabei moralisierend und zynisch argumentiert und auf unhaltbare Vergleiche und unbelegte Behauptungen zurückgreift. So haben die USA, so der Autor, eigentlich nichts gegen religiös motivierten Fundamentalismus einzuwenden, da dieser in der amerikanischen Alltagskultur weit verbreitet ist (13). Die Zerstörung der sudanesischen Chemiefabrik seitens der USA 1998 ist für ihn mindestens ebenso entsetzlich wie die Anschläge auf New York und Washington D. C., jedoch angesichts der Folgen als noch verheerender einzuschätzen. Chomsky gesteht ein, dass Vergleiche dieser Art "unfair" sind, verzichtet dennoch nicht auf ihre Verwendung (30 f.). Chomsky verzichtet darüber hinaus vollständig auf Belege seiner Aussagen und eliminiert damit jeden Eindruck von Wissenschaftlichkeit. Es ist deshalb nicht überraschend, dass es Chomsky nicht gelingt, plausible Antworten auf die von ihm - zum Teil sicher mit gewisser Berechtigung gestellten - Fragen zu geben. Während er beispielsweise mit Blick auf den Kosovo oder auf Afghanistan für mehr außenpolitische Zurückhaltung oder gar Enthaltung der USA plädiert, fordert er das Engagement angesichts der Ereignisse in Ost-Timor vehement und ausdrücklich ein. Mit solchen Ambivalenzen vergibt sich Chomsky die Möglichkeit, über eine Meinungsäußerung hinaus zu einem tieferen Verständnis der Ereignisse des 11. Septembers beizutragen.