Der Südkaukasus, also die Länder Armenien, Aserbaidschan und Georgien, wurde von der Öffentlichkeit lange Zeit oft nur als von Sezessionskonflikten geschüttelte Krisenregion wahrgenommen. Seit etwas mehr als 10 Jahren bestimmen nun zunehmend auch überregionale Entwicklungstrends wie z. B. die EU-Erweiterung und die Ausdehnung der NATO, der Internationale Terrorismus, Fragen der Energieversorgungssicherheit oder auch geopolitische Rivalitäten großer und mittlerer Ordnungsmächte diesen „europäischen Teil der GUS“ (293). Gemeinsam mit Zentralasien kommt ihm eine wachsende strategische Bedeutung an der Nahtstelle zwischen Europa und potenziellen Instabilitätszonen sowie Rohstofflagerstätten zu. Gleichzeitig stellen die spezifischen Probleme der drei Staaten eigene potenzielle Risiken für die europäische Sicherheit dar. Diesem komplexen Themenfeld widmet sich die dreiteilige Studie: Im ersten Teil werden überblicksartig die Geschichte und aktuelle Entwicklung der Region, einschließlich der sie prägenden politischen Figuren der 90er-Jahre, dargestellt. Im zweiten Teil geht es um die dort anzutreffenden ethnischen Konfliktkonstellationen und die politischen und wirtschaftlichen Dynamiken des kaspischen Beckens. In Teil drei werden die Rolle und die Interessen regionaler und überregionaler Akteure untersucht. Aufgrund der Komplexität des Untersuchungsgegenstandes werden viele Aspekte nur vergleichsweise oberflächlich berührt. Störend ist, dass viele Aspekte an unterschiedlichsten Stellen der Studie zu oft wiederholt werden und einige Kapitel recht unsystematisch Fakten aneinanderreihen. Wer vordergründig an der im Titel angedeuteten Fragestellung interessiert ist, dem wird die Lektüre von Kapitel fünf empfohlen, das sich schwerpunktmäßig mit den Interessen externer Akteure beschäftigt und argumentativ gut nachvollziehbar das geopolitische „Spiel“ in der Region seziert. Lesenswert sind auch die Zusammenfassungen wichtiger Entwicklungstrends sowie entsprechende Ausblicke und Politikempfehlungen am Ende der Studie.