/ 05.06.2013
Arndt Hopfmann / Michael Wolf (Hrsg.)
Transformation und Interdependenz. Beiträge zu Theorie und Empirie der mittel- und osteuropäischen Systemwechsel
Münster: Lit 1998 (Politische Soziologie 12); 317 S.; brosch., 48,80 DM; ISBN 3-8258-4055-7Daß der Systemwechsel in Mittel- und Osteuropa nicht isoliert von der globalen Ausbreitung wechselwirkender Strukturen und Prozesse untersucht werden kann, ist eine Erkenntnis, die sich in den Sozialwissenschaften zunehmend durchsetzt. Diesen Zusammenhang, übertragen auf die Transformationsforschung, nehmen Hopfmann/Wolf im Rahmen eines Forschungskolloquiums "Transformation in einer interdependenten Welt" an der Freien Universität Berlin auf. Durch die interdisziplinäre Integration von Theorie und Empirie soll mit ihrem Buch "ein Schritt aus der Enge bisheriger Diskussionen gemacht werden" (11). Verengt ist die Transformationsforschung durch eine doppelte "Schieflage". Zum ersten besteht eine "Modernisierungsfixiertheit" (20). Eine erfolgreiche Transformation der Länder in Mittel- und Osteuropa bedeutet eine nachholende wirtschaftliche, soziale und politische Modernisierung auf dem Stand der westlichen Industriestaaten und dies nicht nur als Empfehlung, sondern alternativlos. Zum zweiten existiert eine "Ostlastigkeit" (21) der Transformationsforschung in der Fokussierung auf die Umbrüche im Osten, die losgelöst von den gesellschaftlichen Entwicklungsprozessen im Westen analysiert werden. Hopfmann/Wolf fügen deshalb den Begriff Interdependenz hinzu, eben weil die Auswirkungen des osteuropäischen Systemwechsels für die westlichen Gesellschaften und umgekehrt nicht ausreichend thematisiert wurden. Insofern werden in den Beiträgen der Systemwechsel in Osteuropa aus der Perspektive einer "interdependenten Welt" (25) aufgearbeitet und besonders die Aufsätze zur Theorie der Transformation, wenngleich vorerst nur als Bausteine einer Theorie gedacht, öffnen den Blick aus der Enge, daß in Mittel- und Osteuropa Gesellschaftsformen entstehen, die sich von den westlichen auf längere Zeit unterscheiden.
Inhalt: Arndt Hopfmann / Michael Wolf: Transformation in einem interdependenten Weltsystem als wissenschaftlich-theoretische und gesellschaftlich-politische Herausforderung (13-37); Michael Wolf: Transformation als Systemwechsel - eine modelltheoretische Annäherung (39-64); Arndt Hopfmann: Transformation zu einem ostmitteleuropäischen Kapitalismus? (65-111); Helga A. Welsh: Von der Transition zur Konsolidierung: eine Bestandsaufnahme (113-134); Milos Nikolic: Zwölf Merkmale der Transformation zu Demokratie, Zivilgesellschaft und moderner Marktwirtschaft in Mittel- und Osteuropa (1989-1997) (135-178); Ulrich Albrecht: Informelle Regulation in Transformationsgesellschaften (179-209); Martin Brusis: Privatisierungspolitik in Ungarn: Disponieren über den postsozialistischen Staat (211-235); Kathrin Pingel: Zur politischen Ökonomie des russischen Unternehmertums (237-259); Bert Hoffmann: Transformation und Kontinuität in Kuba (261-285); Manfred Wannöffel: Ökonomische Globalisierung und die Bedeutung lokaler Unternehmensnetzwerke am Beispiel Mexikos (287-315).
Wilhelm Johann Siemers (Sie)
Dipl.-Politologe, Journalist, Redakteur der Sprachlernzeitschrift vitamin de, Florenz.
Rubrizierung: 2.2 | 2.23 | 2.62 | 2.65 | 4.43
Empfohlene Zitierweise: Wilhelm Johann Siemers, Rezension zu: Arndt Hopfmann / Michael Wolf (Hrsg.): Transformation und Interdependenz. Münster: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/7842-transformation-und-interdependenz_10394, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 10394
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Dipl.-Politologe, Journalist, Redakteur der Sprachlernzeitschrift vitamin de, Florenz.
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