In Österreich leben 200.000 Türken, die Hälfte davon in Wien, 60.000 von ihnen haben die österreichische Staatsbürgerschaft. Wie sieht das Leben dieser türkischen Migranten aus? Um die sozioökonomische Struktur und Situation der türkischen Gemeinschaft in Österreich zu untersuchen, haben die österreichisch-türkischen Autoren – sie gehören zur „Forschungsgruppe Migration“ an der Universität Wien – zwischen Herbst 2003 und Frühjahr 2005, unter Anleitung von Ruth Wodak, eine Fragebogenaktion in Wien, Salzburg und Bregenz durchgeführt. Gefragt wurde etwa nach der familiären, ökonomischen, Arbeits- und Wohnsituation sowie der Bildung. Der Forschungsschwerpunkt lag auf der sozialen, ökonomischen und politischen Lage der türkischen Migrantengemeinschaft. Die Ergebnisse verdeutlichen, dass die türkische Minderheit stark untereinander vernetzt ist und transnationale Bindungen aufrechterhält. „Es bestehen quasi ‚Import-Export-Beziehungen’: Aus dem Gastland werden Konsumwaren exportiert in die Heimat, aus der Heimat werden Kultur und Nachrichten importiert.“ Aufgrund der Segregation wird in Österreich „eine kleine Türkei“ (11) aufgebaut. Bei der Mehrzahl der Migranten treten Identitätsprobleme auf, in diesem Kontext ist die Rede von einer Migrantenidentität. All diese Faktoren haben zur Entwicklung von „‚parallelen Lebensverläufen’ [geführt]: d. h. türkische Migranten sind nicht integriert in die österreichische Gesellschaft, sondern führen v. a. im sozialen und kulturellen Bereich parallele Leben“ (12) – ihre Lebenslinien kreuzen die der Österreicher nur wenig.