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/ 22.06.2013
Hans-Jürgen Burchardt / Kristina Dietz / Rainer Öhlschläger (Hrsg.)

Umwelt und Entwicklung im 21. Jahrhundert. Impulse und Analysen aus Lateinamerika

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2013 (Studien zu Lateinamerika 20); 202 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-8329-7977-5
„Das aktuelle Szenario in Lateinamerika verdeutlicht […] zwei gleichzeitig zu beobachtende Entwicklungen. Erstens zeigt sich eine Fortsetzung der Verbindungen zwischen neo‑desarollistischem Extraktivismus und Neoliberalismus. […] Zweitens wird eine Kopplung zwischen dem neo‑desarollistischen Extraktivismus und den ‚progressiven Regierungen‘ sichtbar“ (80), definiert die argentinische Soziologin Maristella Svampa den Status quo im neuen Sammelband von Hans‑Jürgen Burchardt, Kristina Dietz und Rainer Öhlschläger. Detailliert und empirisch fundiert arbeiten die Autorinnen und Autoren die unterschiedlichen und teilweise gemeinsamen Entwicklungen im südlichen Amerika heraus, betrachtet aus sozialer, ökologischer als auch feministischer Perspektive. Zentrales Element aller Entwicklungen ist dabei der Umgang mit dem Extraktivismus, also mit dem „Entwicklungsmodell, das auf der Ausbeutung von Rohstoffen zum Zweck des Exports und der (teilweisen) staatlichen Aneignung und Verteilung von Rohstoffrenten beruht“ (Hans‑Jürgen Burchardt/Kristina Dietz, 181). Dieser ist in vielen Volkswirtschaften der wichtigste ökonomische Sektor und damit immer ein Politikum. Dies und die nach wie vor grassierende Armut in den meisten Staaten verursachen einen Teufelskreis: „Die Pläne zur Verringerung der Armut bedürfen neuer Extraktionsprojekte und diese verursachen ihrerseits wieder soziale und ökologische Wirkungen, die zukünftige Kompensationen nötig machen“ (Eduardo Gudynas, 40). Aus diesem Dilemma heraus entstehen nun Initiativen, um den Teufelskreis zu brechen – und damit alternative Vorstellungen von Entwicklungen. Diese Vorstellungen vom „‚gute[n] Leben‘, ‚el buen vivir‘, ‚sumak kawsay‘ stehen in einigen lateinamerikanischen Ländern nicht nur auf dem Programm, sondern in der Verfassung“ (16), schreibt Elmar Altvater. Dieser Begriff bezeichne allerdings nicht das Schlaraffenland, sondern fordere einen angemessenen Umgang mit natürlichen, gesellschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Restriktionen. „Angesichts der natürlichen und gesellschaftlichen Restriktionen, angesichts des unvermeidlichen Mangels sind Normen der Selbstbegrenzung notwendig. Hier beginnt das gute Leben“ (29).
Vincent Wolff (VW)
Student der Politikwissenschaft, Institut für Politische Wissenschaft und Soziologie, Universität Bonn.
Rubrizierung: 2.652.222.2612.2622.274.34.45 Empfohlene Zitierweise: Vincent Wolff, Rezension zu: Hans-Jürgen Burchardt / Kristina Dietz / Rainer Öhlschläger (Hrsg.): Umwelt und Entwicklung im 21. Jahrhundert. Baden-Baden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/35818-umwelt-und-entwicklung-im-21-jahrhundert_43486, veröffentlicht am 11.04.2013. Buch-Nr.: 43486 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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