Die Studie ist Teil eines Forschungsprojektes am IDHEAP Lausanne unter Leitung von Dieter Freiburghaus zur Geschichte der schweizerischen Europapolitik. Grädel untersucht am Beispiel von Norwegen, Schweden, der Schweiz und Österreich den Weg dieser Länder zwischen EWR und EU-Beitritt. Um auf das Angebot von Kommissionspräsident Delors zur Teilnahme am Binnenmarkt der Europäischen Gemeinschaft eingehen zu können, wählten die Mitglieder der Europäischen Freihandelszone (EFTA) seit 1989 unterschiedliche Wege. Den Vorschlag eines Europäischen Wirtschaftsraums (EWR) griffen zunächst alle auf, doch nach und nach wollten mit Ausnahme von Island und Liechtenstein alle sogar die EG- bzw. EU-Mitgliedschaft beantragen. Anfänglich marschierten die EFTA-Staaten gemeinsam, das Ergebnis war dann allerdings doch unterschiedlich. Dass Schweden und Österreich EU-Mitglieder wurden, Norwegen dem EWR-Modell den Vorzug gab, die Schweiz jedoch beides ablehnte und letztlich den bilateralen Weg ging, versucht der Autor mit Unterschieden in den Regierungssystemen der Länder zu erklären. Grädel wählt das Konzept der „Regierungsmacht“, die er als erklärende Variable dafür sieht, warum in zwei Fällen ein EU-Beitritt politisch durchsetzbar war, im Fall der Schweiz hingegen sogar eine EWR-Teilnahme im Referendum scheiterte. Die vergleichende Aufarbeitung der Beitrittsstrategien bietet so einen guten Überblick über die (außen)politische Handlungsfähigkeit der vier Regierungen.