Überwiegend wird die Geschichte der Österreichischen Volkspartei aufgearbeitet, teilweise werden aktuelle Perspektiven und Entwicklungen aufgezeigt. Insgesamt dominiert die analytische Binnenansicht der Partei. Brisante Themen wie die zukünftige Auseinandersetzung mit der FPÖ oder die Abgrenzung zur SPÖ werden nicht in eigenen Beiträgen behandelt. Die Diskussion um den Begriff der Volkspartei findet eher am Rande statt. Kriechbaumer überträgt zu diesem Aspekt Analyseergebnisse bundesdeutscher Autoren (135 f.) auf die ÖVP. Bruckmüller bezeichnet die ÖVP als eine "Bündepartei", deren tragende gesellschaftliche Gruppierungen (Bauern-, Wirtschafts- sowie Arbeiter- und Angestelltenbund) sich seit 1945 kontinuierlich auflösen. Der eine Volkspartei kennzeichnenden Funktion der Integration und Vertretung verschiedenster Interessen komme die ÖVP nur ungenügend nach, was in der Partei nicht ausreichend reflektiert werde (314 ff.). Für Ableitinger sind die drei Bünde zwar noch sehr dominant, nicht zuletzt durch die faktische Kopplung von Bundes- und Parteimitgliedschaft. Der Autor erkennt jedoch einen abnehmenden Einfluß der Bünde auf die Partei durch ein gemindertes Gewicht der Sozialpartnerschaft und durch eine stärkere Profilierung der Partei gegenüber den Bünden in den Medien (156 ff.). Aus dem Inhalt: Robert Kriechbaumer: Geschichte der ÖVP (11-101); Robert Kriechbaumer: Programme und Programmdiskussionen (103-136); Alfred Ableitinger: Partei- und Organisationsstruktur (137-161); Peter Ulram / Fritz Plasser / Wolfgang C. Müller: Mitglieder und Wählerstruktur (163-200); Franz Schausberger: Die Eliten der ÖVP seit 1945 (201-252); Maximilian Liebmann: Die ÖVP im Spiegel der Bischofskonferenzakten von 1945 bis zur staatlichen Anerkennung des Konkordates (253-280); Ernst Bruckmüller: Die ständische Tradition - ÖVP und Neokorporatismus (281-316); Gerhard Hartmann: Die Vorfeldorganisationen der ÖVP (317-335); Irene Dyk: Frauen in der ÖVP (337-366); Andreas Khol: Die internationale Parteienzusammenarbeit: Die Beziehungen der Österreichischen Volkspartei zu ihren Schwesterparteien und ihre Mitarbeit in den transnationalen Parteienzusammenschlüssen (367-400). Es folgen neun Beiträge zur Geschichte der Landesparteien und ein Verzeichnis der Politiker der ÖVP.