Das Buch dokumentiert einen Vortrag, den Tálos am 1. Februar 2005 im Wiener Rathaus hielt. Darin gibt er einen Überblick über den Ausbau des österreichischen Sozialstaates, seine Herausforderungen durch den wirtschaftlichen, industriellen, politischen und demografischen Wandel sowie über die erfolgten Umgestaltungen seit den 80er-Jahren. Tálos definiert den Wohlfahrtsstaat in Österreich aufgrund der dominanten Orientierung an Erwerbsarbeit – trotz bestehender bedarfsorientierter und universeller Leistungen – als konservativ-korporativistischen Typ. Die Darstellung, bei der vor allem die Pensionsversicherung im Mittelpunkt steht, hebt sich von einer rein sozioökonomisch funktionalistischen Erklärung ab, indem sie neben den gegebenen demografischen und ökonomischen Sachzwängen auf Machtressourcen, Regierungszusammensetzung und die nationale Pfadabhängigkeit sozialstaatlicher Entwicklungen verweist. Das Bild des gegenwärtig mit der ÖVP-FPÖ Regierung eingeleiteten Paradigmenwechsels im Sozialstaat ließe sich mit einer forcierten Privatisierung mit Sozialabbau beschreiben. Problematisch ist diese Entwicklung nicht zuletzt deshalb, weil bereits der auf Erwerbsarbeit basierende Sozialstaat jenseits des Normalarbeitsverhältnisses nicht zu vernachlässigende Versorgungslücken aufwies. Da es aber genau diese atypischen Beschäftigungsformen sind, die durch den industriellen Wandel weiter ausgebaut werden, kann die neoliberale Option weder die strukturelle Finanzierungsproblematik noch die wachsende Armutsgefährdung überwinden. Dagegen plädiert Tálos für eine verstärkte Grundsicherung, die sich schrittweise vom Indikator Erwerbsarbeit löst – ein Vorschlag, der im Vortrag zu kurz vorgestellt wird.