/ 20.06.2013
Enrique Rodrigues-Moura (Hrsg.)
Von Wäldern, Städten und Grenzen. Narration und kulturelle Identitätsbildungsprozesse in Lateinamerika
Frankfurt a. M.: Brandes & Apsel/Südwind 2005 (¡Atención! Jahrbuch des Österreichischen Lateinamerika-Institutes 8/9); 474 S.; pb., 29,90 €; ISBN 3-86099-807-2Noch ehe die Neue Welt erforscht worden war, teilten Spanien und Portugal 1494 die unbekannten Territorien untereinander auf. Diese Grenzen überdauerten auch, als die lateinamerikanischen Länder im 19. Jahrhundert unabhängig wurden. Vor diesem historischen Hintergrund konnten sich dort keine Gründungsmythen etablieren, in denen an die Geschichte von Völker und Nationen erinnert wurde. Der „Ursprung“ der lateinamerikanischen Staaten habe also nicht in der Zeit, sondern im Raum gefunden werden müssen, schreibt der Herausgeber. Im ersten Abschnitt des Bandes werden die Ankunft der Europäer und die Begründung von Identitätskonzepten, die sich an der Geografie und der Erschließung des Landes orientierten, aus kulturtheoretischer Perspektive beschrieben. Dann geht es um den kulturellen und gesellschaftlichen Einfluss der Literatur und die Formen der literarischen Bearbeitung von historischen Erfahrungen. Im überwiegend spanischsprachigen dritten Teil beschäftigen sich die Autoren mit den politischen Diskursen, in denen verschiedene Konzepte der interkontinentalen wie internationalen Integration Lateinamerikas entworfen werden. Berücksichtigt werden auch die wichtigsten aktuellen Integrationsprojekte (Mercosur, ALCA). Den Abschluss bildet ein historisch-literarischer Essay über einen gescheiterten Revolutionär. Der Band ist als einführendes Studienbuch und Begleitlektüre für ein Kultursemester im Rahmen des Interdisziplinären Lehrgangs für Höhere Lateinamerika-Studien in Wien konzipiert.
Aus dem Inhalt:
Enrique Rodrigues-Moura:
Von Wäldern, Städten und Grenzen. Narration und kulturelle Identitätsbildungsprozesse in Lateinamerika (9-18)
I. Historische Narrationen: Ankunft, Gründung, Reflexion
Bernd Hausberger:
1492 und die Folgen: Entdeckung, Erfindung und Konstruktion einer neuen Welt (21-41)
Cornelia Sieber:
Moderne und postmoderne Gesellschaftsentwürfe in Lateinamerika (131-160)
II. Literarische Narrationen: Herkunft, Reise, Exil
Vittoria Borsò:
Jenseits der Polarität von Barbarei und Zivilisation: Von den Grenzen der Macht zur Entstehung neuen kulturellen Wissens in den urbanen Zentren von Mexiko und Peru (163-198)
Michael Rössner:
Gedanken zur Rolle der Literatur und Kultur bei der Entwicklung kollektiver Identitäten in Lateinamerika zwischen der Unabhängigkeit und der Jahrtausendwende (199-221)
III. Politische Narrationen: Konzepte, Entwürfe, Risse
Heriberto Cairo Carou:
Discursos geopolíticos y construcción de identidades supranacionales en América Latina (315-337)
David Mayer:
Die Anden in die Sierra Maestra Lateinamerikas verwandeln. Die Kubanische Revolution als Teil des kollektiven Gedächtnisses Lateinamerikas (384-411)
IV. Private Narration
Mario R. Loarca Pineda:
Discurriendo entre fronteras (459-466)
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.65 | 2.23 | 2.2
Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Enrique Rodrigues-Moura (Hrsg.): Von Wäldern, Städten und Grenzen. Frankfurt a. M.: 2005, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/23582-von-waeldern-staedten-und-grenzen_27079, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 27079
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Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
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