/ 03.06.2013
Dieter Nohlen / Mirjana Kasapovic
Wahlsysteme und Systemwechsel in Osteuropa. Genese, Auswirkungen und Reform politischer Institutionen
Opladen: Leske + Budrich 1996; 226 S.; 33,- DM; ISBN 3-8100-1586-5Die Studie schließt eine Lücke in der an Einzeldarstellungen und komparatistischen Arbeiten reichen politikwissenschaftlichen Osteuropaforschung. Nach einer knappen, kenntnisreichen Einführung in Struktur und Typologie von Wahlsystemen untersuchen die beiden Autoren die Wahlsysteme von insgesamt 20 osteuropäischen Staaten in Abhängigkeit vom jeweiligen Transitionstyp (Transformation, transplacement, replacement). Über eine Darstellung zentraler Aspekte des Wahlsystems (Verortung auf dem Kontinuum zwischen relativem Mehrheits- und reinem Verhältniswahlrecht, Wahlkreiseinteilung, Stimmenverrechnung etc.) hinaus werden die Genese der Wahlsysteme einschließlich der Motive für Wahlrechtsreformen und ihre Auswirkungen auf das Parteiensystem untersucht. Nohlen und Kasapovic betrachten dabei die Machtverhältnisse zu Beginn und im Verlaufe des Systemwechsels als wesentliche Determinante der Entscheidung über das Wahlsystem und unterstreichen solchermaßen die besondere Erklärungskraft von akteurstheoretischen Modellen. Darüber hinaus stellen die Autoren auch für Osteuropa die conventional wisdom in Frage, daß ein Zusammenhang von Mehrheitswahlrecht und Konzentration besteht bzw. daß Verhältniswahlsysteme tendenziell Zersplitterung und politische Instabilität herbeiführen. Vielmehr gelangen sie angesichts der großen Vielfalt osteuropäischer Wahlsysteme zu dem Ergebnis, daß die "von Arend Lijphart (1992) betonte Alternative zwischen Präsidentialismus und Parlamentarismus einerseits sowie zwischen Mehrheitswahl und Verhältniswahl andererseits als den institutional choices zu kurz" greift (162).
Inhaltsübersicht: 1. Wahlsysteme; 2. Transition und Institutionenbildung, 3. Transformation und Wahlsysteme; 4. Transplacement und Wahlsysteme; 5. Replacement und Wahlsysteme; 6. Wahlsysteme im Transitionsprozeß; 7. Zur Evaluierung der Wahlsysteme; 8. Kritik und Reform der osteuropäischen Wahlsysteme.
Michael Edinger (ME)
M. A., wiss. Mitarbeiter, Sonderforschungsbereich 580, Universität Jena (www.uni-jena/svw/powi/sys/edinger.html).
Rubrizierung: 2.62 | 2.22
Empfohlene Zitierweise: Michael Edinger, Rezension zu: Dieter Nohlen / Mirjana Kasapovic: Wahlsysteme und Systemwechsel in Osteuropa. Opladen: 1996, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/1501-wahlsysteme-und-systemwechsel-in-osteuropa_1708, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 1708
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M. A., wiss. Mitarbeiter, Sonderforschungsbereich 580, Universität Jena (www.uni-jena/svw/powi/sys/edinger.html).
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