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/ 17.06.2013
Noam Chomsky

"Warum hassen sie uns?" Die weltweiten Interventionen der USA. Hrsg. von Michael Haupt

Berlin: vorwärts buch GmbH 2005; 239 S.; brosch., 19,80 €; ISBN 3-86602-110-0
Die USA seien im Nahen Osten so unbeliebt, „weil sie brutale und korrupte Regimes unterstützten, Demokratisierung und unabhängige Entwicklung behinderten und im Übrigen nur an der Kontrolle über die Energiereserven interessiert seien“ (12). Chomsky, Professor am MIT in Boston, zitiert diese Einschätzung des Nationalen Sicherheitsrats aus einem Bericht an Präsident Eisenhower 1958. Und in dieser einseitig an den eigenen nationalen Interessen orientierten Außenpolitik sieht Chomsky die Antwort auf die im Buchtitel gestellte Frage. Der Herausgeber hat verschiedene Beiträge zusammengestellt, denen dieser Erklärungsansatz gemeinsam ist. Die These, dass die USA (nicht erst) seit 1945 aus egoistischen Motiven in anderen Staaten intervenierten oder die dortigen Diktatoren unterstützten, untermauert Chomsky u. a. mit Analysen des Vietnamkriegs, der Unterstützung des indonesischen Einmarsches in Ost-Timor, des Embargos gegen Kuba, des vom Weltgerichtshof verurteilen Kampfes gegen Nicaragua, der langen Unterstützung Saddam Husseins und des Kosovokriegs. In allen Fällen sei es den USA nicht um die Durchsetzung von Demokratie und Menschenrechten gegangen, so Chomsky, im Gegenteil, den Menschen in diesen Ländern sollte die freie Selbstbestimmung verwehrt bleiben – weil sie einen anderen Weg als den American Way of Life wählen und den von den USA definierten freien Markt ablehnen könnten. Die kaum stattfindende Problematisierung dieser der eigenen Demokratie zuwiderlaufenden Außenpolitik sieht Chomsky einer Komplizenschaft der Medien mit der US-Regierung geschuldet, zu wenig würde aus patriotischen Gründen nach den wahren Motiven gefragt und daher zu selten recherchiert, was genau passiere. Tatsächlich aber ignorierten die USA internationales Recht, ihr Benehmen sei dem der von ihr so bezeichneten Schurkenstaaten vergleichbar. Der „universelle Grundsatz, was wir tun ist Gegenterror oder gerechter Krieg; was die anderen tun, ist Terror“ (210) sei aber völlig inakzeptabel, weil die Menschenrechte eben nicht nur für US-Amerikaner, sondern universell zu gelten hätten.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.224.414.422.642.682.65 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Noam Chomsky: "Warum hassen sie uns?" Berlin: 2005, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/14693-warum-hassen-sie-uns_26579, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 26579 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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