Die Frage, warum (und ob überhaupt) wir einen neuen Geschlechtervertrag benötigen, ist nicht neu. Neu ist auch nicht die im Buch latent mitschwingende Unterstellung, dass sich Frauen in den letzten Jahrzehnten entwickelt (und emanzipiert) haben, sogar in einem solchen Grade, dass sie als die neuen Alphamädchen gelten, die alles, nämlich Kind und Karriere unter einen Hut zu bringen schaffen. Männer hingegen, so die weitere Grundidee dieses Buches, hätten bislang mehr nur als Zuschauer und Unbeteiligte diesem Prozess beigewohnt, weshalb es Zeit für sie würde, ihre Geschlechterrolle aufzubrechen. Als Quintessenz dieser wenig originellen Argumentationsweise bleibt den Autorinnen nur der Aufruf an die Frauen, loszulassen und „Männer endlich gleichberechtigt ernst zu nehmen – als Kümmerer, Nährer und Erzieher“ (285). Gleichzeitig müssten sich Männer fortan ihrer Verantwortung als eben jene Kümmerer und Nährer stellen. Diese vereinfachte Sichtweise ist durchgängiges Handlungsmotiv des gesamten Buches, das neben den üblichen Analysen zum deutschen und österreichischen Muttermythos und traditionellen Familienbild eigentlich nur eine Zusammenfassung der in den letzten Monaten erschienenen Repliken auf Eva Hermans Roman „Das Eva Prinzip“ ist. Das Buch wird dem Anspruch nicht gerecht, darzulegen, warum wir einen neuen Geschlechtervertrag benötigen und erst recht nicht, wie dieser in der Praxis aussehen könnte.