Internationaler Währungsfonds und Weltbank haben wie keine andere internationale Organisation ein halbes Jahrhundert Nord-Süd-Politik geprägt und über Wohl und Leid zahlreicher Entwicklungsländer entschieden. Das fünfzigjährige Bestehen der Bretton-Woods-Institutionen war Anlaß für zum Teil vernichtende Kritik aus allen politischen Lagern - haben doch fünf Jahrzehnte Nord-Süd-Zusammenarbeit nicht zur Realisierung der hehren Leitideen von einst - Entwicklung und Frieden in der Welt - beitragen können. Der Autor will mit seinem Buch "empiriegestütze Argumente zur besseren Orientierung in diesem Wirrwarr der Meinungen [vortragen] und Einsichten in die explosive Weltlage an der Schwelle zum 21. Jahrhundert [...] gewinnen" (14). Leitfragen sind dabei, wie der Einfluß der beiden Organisationen zu bewerten ist und welcher Anteil ihnen an dem heutigen "Entwicklungsdilemma" zugeschrieben werden kann. Anhand der zentralen Problemfelder und Paradigmen der bisherigen Entwicklungszusammenarbeit zeigt er Hintergründe und Mechanismen auf, die zu dem Prozeß der ungleichen Entwicklung beigetragen haben. Als theoretischer Rahmen zur Einordnung von IWF und Weltbank dient ihm das Konzept der "Weltgesellschaft", wobei die Bretton-Woods-Zwillinge durch den Prozeß der Globalisierung an Aufgaben, Bedeutung und Macht gewonnen haben. "Der Club ist global geworden: ohne ihn läuft nichts mehr zwischen Nord und Süd, zwischen Himmel und Erde!" (15) Angesichts der Tatsache, daß globale Problemlagen auch globale Problemlösungsstrategien erfordern, spricht sich der Autor für den grundsätzlichen Erhalt der beiden Organisationen aus und nennt Eckpunkte einer notwendigen Reform. Dieses Buch ist nicht nur eine kritische Würdigung von IWF und Weltbank, sondern eine einführende Darstellung der komplexen Zusammenhänge globaler Nord-Süd-Politik, wenngleich einige Passagen eher knapp abgehandelt werden (z. B. die Abschnitte über die Feminisierung der Armut und die soziale Dimension von Strukturanpassungsmaßnahmen). Die vom Autor eingebrachten zahlreichen Literaturverweise mögen die einen als für den Lesefluß störend empfinden, die anderen zum Weiterstudium motivieren. Inhaltsübersicht: 1. Zur Einführung: Internationale Organisationen (Weltbank und Währungsfonds) als Motoren der Entstehung einer kooperativen Weltgesellschaft - Stimmen der Kritik und Kriterien zur Beurteilung ihrer singulären Rolle; 2. Der Beginn einer neuen Ära und die Gründung der Bretton-Woods-Institutionen (BWI): Antikolonialismus und Open Door, Freihandel und Anti-Sozialismus; 3. Rechtscharakter und Funktionen der Bretton-Woods-Institutionen: (Weltbankgruppe und IWF) - eine kleine Institutionenkunde; 4. Staat oder Markt, Politikversagen oder Marktversagen? - zu einer grundsätzlichen Kontroverse um "good governance"; 5. Die Politik der Strukturanpassung (SAP) - neuer Inbegriff entwicklungspolitischer Rationalität oder Instrument zur fortgesetzten Entmündigung der "Dritten Welt"?; 6. Politische Konditionalität - ein umstrittenes aber vorübergehend unverzichtbares Mittel der Einflußnahme auf kreditabhängige Staaten; 7. Armutsbekämpfung - das Dauerziel der Entwicklungszusammenarbeit - und die Rolle der Weltbank; 8. Die Weltbank zwischen "sustainable development" und der Zerstörung der Umwelt - "Mortgaging the Earth" (Die Verpfändung der Erde); 9. Integration und Transformation der einst sozialistischen Länder China, Rußland und Mittel- und Osteuropa - der politisch-ideologische Triumph des Bretton-Woods-Systems; 10. Bilanz und Ausblick: Die Zukunft der Bretton-Woods-Institutionen als Stabilisatoren der Weltgesellschaft - funktional unverzichtbare, aber reformbedürftige Regime der internationalen Entwicklungskooperation.