/ 21.06.2013
Naomi Wolf
Wie zerstört man eine Demokratie. Das 10-Punkte-Programm. Aus dem Englischen von Thomas Pfeiffer
München: Riemann Verlag 2008; 283 S.; brosch., 16,- €; ISBN 978-3-570-50098-9Im Original heißt das Buch „The End of America. Letter of Warning to a Young Patriot“, was den Inhalt besser trifft. Die Autorin (bekannt geworden durch den Bestseller „Mythos Schönheit“, ehemalige Beraterin von Bill Clinton sowie Al Gore und mittlerweile Mitarbeiterin der Soros Foundation für Friedensforschung) setzt sich kritisch und provokativ mit der Politik der Regierung George W. Bush auseinander. Ihre Kernthese besteht in der Feststellung, dass zahlreiche Parallelen zwischen den US-amerikanischen Maßnahmen im Rahmen des „Krieges gegen den Terror“ und jenen Vorgehensweisen, mit denen diktatorische Regime demokratische Ordnungen abschafften, zu beobachten sind. Als historische Beispiele fungieren dabei insbesondere der italienische Faschismus und der Nationalsozialismus in Deutschland. Wolf nennt u. a. folgende Kernelemente des „10-Punkte-Programms“: die Beschwörung einer äußeren und inneren Gefahr, die Überwachung der Bürger, das Errichten eines geheimen Gefängnissystems, die Einschüchterung der Medien sowie die Darstellung von Dissidenz als Hochverrat. Die Ausführungen sind polemisch, die Belege teilweise schwach und die Analogien sicherlich überzogen. Trotzdem ist das Buch als wütende Anklage lesenswert. Verblüffend ist insbesondere, wie zahlreich und offensichtlich Anhaltspunkte und Beispiele für demokratie- bzw. rechtsstaatsgefährdende Tendenzen benannt werden können. Der Mangel der Argumentation besteht freilich darin, dass die ideologische Komponente der Bush-Administration, die gleichsam in einem spezifischen Verständnis von Demokratie besteht, schlichtweg ignoriert wird. Als Motiv identifiziert Wolf einzig und allein das „Profitinteresse“ (78) von Eliten. Es bleibt zweifelhaft, ob diese Position der moralischen Überlegenheit ausreicht, um die freiheitsgefährdenden Tendenzen eines Freiheit postulierenden Programms umfassend und nachhaltig zu disqualifizieren.
Markus Linden (LIN)
Dr., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, SFB 600 - Teilprojekt C7 "Die politische Repräsentation von Fremden und Armen", Universität Trier.
Rubrizierung: 2.64 | 2.25
Empfohlene Zitierweise: Markus Linden, Rezension zu: Naomi Wolf: Wie zerstört man eine Demokratie. München: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/29846-wie-zerstoert-man-eine-demokratie_35357, veröffentlicht am 20.01.2009.
Buch-Nr.: 35357
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Dr., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, SFB 600 - Teilprojekt C7 "Die politische Repräsentation von Fremden und Armen", Universität Trier.
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