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/ 17.06.2013
Michael Fleischhacker

Wien, 4. Februar 2000 oder Die Wende zur Hysterie

Wien: Czernin Verlag 2001; 128 S.; 13,55 €; ISBN 3-7076-0112-9
Warum vollzog sich nach dem 4. Februar 2000, dem Tag der Regierungsübernahme durch ÖVP und FPÖ in Österreich, eine "Wende zur Hysterie" im In- und Ausland? Weshalb ließ der Regierungswechsel das Land beinahe aus den Fugen geraten? Fleischhacker, seit Februar 2000 Chef vom Dienst bei der österreichischen Zeitung "Der Standard", nimmt den Hysteriebegriff beim Wort. Er wird "als Instrumentarium in Anspruch genommen [...], mit dessen Hilfe die vielen - häufig bewussten - Inszenierungen aller Seiten, die wir als politische Beobachter verfolgen, nicht als krankhafte Äußerungen, sondern als Erscheinungen eines gängigen, sehr oft in die Normalpsychologie hineinreichenden Modus der Konfliktverarbeitung verstanden werden können" (12). Dieser mit Karikaturen angereicherte kurze politische Essay ist in einem originellen Stil verfasst; beispielsweise werden drei der Kapitel "Anamnese", "Diagnose", "Therapie") mit den Worten eingeleitet: "Nehmen wir an, wir seien Psychotherapeuten und ..." (59, 105) oder seine Beobachtung, "dass nämlich einige Schriftsteller, Künstler und Intellektuelle, die 'gnadenlos Guten' [...], die sich selbst als Therapeuten der österreichischen Naziverdrängungspatienten erleben wollen, in heftige Gegenübertragungsreaktionen verfallen und sich selbst auf diese Weise sukzessive von der Rolle des Therapeuten in die eines Partners im neurotischen Arrangement begeben" (48).
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.4 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Michael Fleischhacker: Wien, 4. Februar 2000 oder Die Wende zur Hysterie Wien: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/14920-wien-4-februar-2000-oder-die-wende-zur-hysterie_16927, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 16927 Rezension drucken
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