Die österreichischen Jubiläen des Jahres 2005 nimmt der ehemalige Vizekanzler zum Anlass, seine Haltung zur aktuellen politischen und gesellschaftlichen Situation sowie zum zukünftigen Kurs der Alpenrepublik zu erläutern. Er diagnostiziert zunächst eine gewisse Erstarrung und eine zu geringe ökonomische und gesellschaftliche Dynamik Österreichs. Die Wirtschaft müsse durch Bürokratieabbau, Deregulierung sowie Forschungs- und Bildungsförderung nachhaltig gefördert werden. Ein Schwerpunkt seiner Darstellung ist der europäische Einigungsprozess. Eine vertiefte Integration der bislang noch zu stark nationalstaatlich orientierten EU sei unerlässlich. Unabhängig davon spricht sich Androsch nachdrücklich für die umstrittene Aufnahme der Türkei aus. An der derzeitigen EU-Politik kritisiert er u. a. die zu zahlreichen Regulierungen und Vorgaben, die eine wirtschaftliche Belebung erschwerten. Notwendig seien eine gemeinsame europäische Wirtschaftspolitik sowie umfassende Deregulierungen und Liberalisierungen, wobei eine soziale und ökologische Marktwirtschaft weiter anzustreben sei. Auch politisch solle die EU international eine stärkere Position einnehmen. Dazu sei eine gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik notwendig. Es gelte, ein Europabewusstsein zu entwickeln ohne jedoch in Antiamerikanismus zu verfallen. Gute transatlantische Beziehungen seien auch in Zukunft unverzichtbar. Der Band dokumentiert eine Wiener Vorlesung, eine an ein breites Publikum gerichtete Veranstaltungsreihe mit namhaften Referenten, die seit 1987 regelmäßig im Wiener Rathaus stattfindet.