/ 21.06.2013
Thomas Schmidinger / Dunja Larise (Hrsg.)
Zwischen Gottesstaat und Demokratie. Handbuch des politischen Islam
Wien: Deuticke 2008; 319 S.; brosch., 19,90 €; ISBN 978-3-552-06083-8Auseinandersetzungen über die Bedeutung des Islams sind in europäischen Einwanderungsländern wie Deutschland und Österreich in einem hohen Maße von Stereotypen geprägt. Das gilt sowohl aufseiten der jeweiligen Mehrheitsgesellschaft, die den Islam vielfach als pauschale Bedrohung – sei es der Demokratie, sei es der kulturellen Tradition – wahrnimmt. Das gilt aber auch aufseiten der Vertreter eines islamischen Fundamentalismus, für die die moderne säkularisierte Gesellschaft Ausdruck eines politischen und ökonomischen Imperialismus ist. Für das hiesige Bild des Islams sind zudem stark homogenisierende Vorstellungen typisch. So werden die Unterschiede und Widersprüchlichkeiten zwischen den einzelnen Gruppierungen kaum zur Kenntnis genommen, die Rolle der Religionszugehörigkeit wird dagegen zumeist überzeichnet und nicht unterschieden von der der praktizierten Religiosität. Unzureichende Vorstellungen bestehen auch über den relativ schwachen Organisationsgrad der Zugewanderten – in Deutschland sind etwa ein Viertel, in Österreich nur etwa 15 Prozent der Muslime Mitglied in einem der islamischen Verbände. Bezogen auf die Situation in Österreich möchten die Autoren Entstehung und Zielsetzungen einschlägiger Gruppen und Organisationen darstellen. Berücksichtigt sind offizielle Vereine und zum Teil auch informelle Zusammenschlüsse; das Spektrum reicht von parlamentarisch-legalistisch agierenden Gruppen bis zu dschihadistischen, von Anhängern einer islamisierten Demokratie bis zu Verfechtern eines Kalifats. Herausgeber wie Autorinnen und Autoren – Lehrkräfte bzw. Nachwuchswissenschaftler an der Universität Wien – haben vielfältige Bezüge zur islamischen Kultur, teils aufgrund migrantischer Hintergründe, teils weil sie selbst Muslime sind. Sie verstehen ihre Publikation als „Beitrag zur Etablierung eines offenen Islamverständnisses [...], das Radikalismen und die Entsakralisierung der österreichischen oder deutschen Gesellschaft ablehnt“ (289).
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.23 | 2.22 | 2.4 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Thomas Schmidinger / Dunja Larise (Hrsg.): Zwischen Gottesstaat und Demokratie. Wien: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/29692-zwischen-gottesstaat-und-demokratie_35161, veröffentlicht am 05.08.2009. Buch-Nr.: 35161 Inhaltsverzeichnis Rezension druckenDr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
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