Mit "Vermessungsarbeiten im unübersichtlichen Gelände rechter Ideen und Ideologien" (5) hat sich Breuer schon seit längerem einen Namen gemacht, und jetzt setzt er diese Vermessungsarbeit mit einem aufregenden Buch fort, das im Zwischenfeld von Literatur, Ästhethik und gewollter oder ungewollter politischer Philosophie einen Wegweiser bietet. Am Beispiel von Stefan George, seinen Jüngern, Nebengestalten und Gegnern wird die Kultur des ästhetischen Fundamentalismus einfühlsam, aber vor allem schonungslos seziert. Soziale, ökonomische und politisch-rechtliche Regression wird als Konsequenz dieses Fundamentalismus analysiert (241), dessen ideengeschichtliche Affinität zum Nationalsozialismus (233) trotz mancherlei Unterschieden deutlich wird. Der Autor verknüpft diese strukturellen Überlegungen mit einer differenzierten Analyse der poetischen, psychologischen und erotischen Befindlichkeiten des George-Kreises, die ihrerseits die Basis für interdisziplinär aufschlußreiche Gedanken zu Kultur und Zivilisation (184 ff.), zu Persönlichkeitsstruktur und Herrschaftsstruktur bieten. Aus dem Inhalt: Präludium: Panorama oder Ansichten vom 19. Jahrhundert. I. Das Syndikat der Seelen. Stefan George und sein Kreis: 1. Der Meister; 2. Die Jünger. II. Poeten, Propheten, Professoren. Die Welt Stefan Georges. III. Die Kultur und ihre Feinde. Annäherungen an den ästhetischen Fundamentalismus: 1. Kultur und Zivilisation in Deutschland. Eine Kritik der These von Norbert Elias; 2. Kultur und Zivilisation im ästhetischen Fundamentalismus; 5. Ortsbestimmung: Der ästhetische Fundamentalismus zwischen 'konservativer Revolution', neuem Nationalismus und Faschismus; Die Paradoxie des ästhetischen Fundamentalismus.