Ursprünglich wollte er Pilot werden, kam zu den Fallschirmjägern, wurde Bataillonskommandeur in Afghanistan, durchläuft rasch die militärische Laufbahn, ehe er schließlich als Befehlshaber der russischen 14. Armee in Moldawien seinen politischen Vorgesetzten unbequem wird. Heresch beschreibt Lebed nicht nur als einen karrierebewußten Militär, sondern vor allem als einen Offizier, dessen politisches Bewußtsein mit der sich jeweils erweiternden Verantwortung wächst. Lebed ist politischer Realist, der sich nach dem Putsch gegen Jelzin auf dessen Seite stellt: "'[W]er um die Sowjetunion nicht trauert, hat kein Herz — aber wer sie wiedererrichten will, kein Hirn.'" (128) Lebed plädiert offenherzig für eine Militärdiktatur und erklärt, grundsätzlich solle sich die Armee in politischen Auseinandersetzungen neutral verhalten. Den Gipfel seiner bisherigen Laufbahn erreicht der couragierte General nach seiner Demission als Präsidentschaftskandidat und schließlich als Sicherheitsberater Jelzins. Nach Beendigung des Tschetschenienkrieges wird Lebed seiner Ämter enthoben. Er selbst glaubt, bei den nächsten Präsidentschaftswahlen wieder eine Chance zu erhalten. Die Autorin bewundert den General als einen Tatmenschen, bleibt dabei jedoch vielfach unkritisch gegenüber Lebed, der durchaus medienwirksam Regierungsmitglieder als "Diebe" tituliert oder die NATO-Osterweiterung als Beginn des "Dritten Weltkrieges" bezeichnet hat. Heresch bietet eine lesbare populärwissenschaftlich ausgerichtete Biographie, verzichtet dabei auf einen Anmerkungsapparat und stützt sich vornehmlich auf Interviews mit Lebed.