Die wissenschaftliche wie politische Debatte über die Grundfragen von demokratischen Systemen hat gerade in Zeiten, in denen der Nationalstaat als Bezugsgröße hinterfragt wird, eine Revitalisierung erfahren. Ein wichtiger Ansatzpunkt sind dabei immer noch die klassischen Begründungen. Nippel stellt die Grundprinzipien der athenischen Demokratie als ein besonderes Demokratiemodell der Antike dar. Darauf aufbauend zeichnet er die bis heute andauernde Rezeption dieses Modells in den jeweiligen Epochen in stark kondensierter Form nach. Die Darstellung wird in die Zeiträume unterteilt, in denen sich demokratietheoretisch unterschiedliche Strömungen entwickelt haben, sodass auch die sich ändernde Perspektive auf die antiken Vorgänger gut nachempfunden werden kann. Er liefert dabei keine historische Quellenanalyse, sondern arbeitet mit einer polemischen Zuspitzung anhand von ausgewählten Beispielen. Es folgt eine sehr pointierte Rezeptionsgeschichte der antiken Demokratie- und Freiheitsbegriffe im Vergleich mit der jeweils aktuellen Ordnung. Diese deklaratorischen Hinweise gehen trotz der Dichte des Textes oft sehr präzise auf die Wirkungsgeschichte des antiken Modells ein. Dennoch können diese, trotz der Fülle der belegten und oft sehr konkreten Rezeptionsbeispiele, nur schlaglichtartig dargestellt werden. Bei dieser Auswahl der Beispiele bleibt die Frage nach dem systematischen Zusammenhang allerdings offen. Nippel führt nicht anhand von umfangreichen historischen Analysen durch die Wirkungsgeschichte des athenischen Demokratiebegriffs, bietet aber dem versierten Demokratieforscher einen – wenn auch nicht vollständigen, so doch sehr umfangreichen und komprimierten historischen – Überblick über die jeweils zeitgenössische Demokratiedebatte. Zur Zielgruppe gehören daher Leser mit demokratietheoretischem Vorwissen.