/ 04.06.2013
Walter Reese-Schäfer
Antike politische Philosophie zur Einführung
Hamburg: Junius 1998 (Zur Einführung 171); 213 S.; brosch., 24,80 DM; ISBN 3-88506-971-7Während sich die Junius-Einführungen in der Regel mit nur einem politischen Denker befassen, geht es hier gleich um ein ganzes Zeitalter. Dies führt notwendig zu Einschränkungen und Verkürzungen, die aber bei einem Überblick, dem es darum geht, "die Lesenden zu den Originaltexten hinzuführen" (10), nicht unbedingt ein Nachteil sind. Der Autor handelt die meisten Ansätze auf wenigen Seiten ab, für Platon und Aristoteles läßt er sich mehr Platz. Reese-Schäfer geht es nicht um Althistorie oder reine Philosophie, sondern um die Verbindung zum heutigen Demokratieverständnis. Das bedeutet keine Aktualisierung um jeden Preis, wohl aber den strukturellen Vergleich etwa zwischen der römisch-imperialen Globalisierung und heutigen Erscheinungen (182 ff.). Dies wird manchem schon viel zu weit gehen, ähnlich wie die generelle Orientierung Reese-Schäfers an modernen politikwissenschaftlichen Fragestellungen, die die antiken Autoren wie einen Zeitgenossen um Auskunft angehen. Dieser unbekümmerte Umgang wird jedoch dem Politikwissenschaftler den Zugang zur Antike auch dann erleichtern, wenn er nicht im Nebenberuf Altphilologe ist. Etwas bedauerlich ist nur, daß Rom im Vergleich zu Griechenland ein wenig stiefmütterlich bedacht wurde.
Inhalt: 1. Vom Mythos zum Logos: Intellektuelle Voraussetzungen; 2. Die Perikleissche Demokratie: Politische Voraussetzungen; 3. Machtpolitik und Krieg: Die politische Wissenschaft bei Thukydides; 4. Das Recht des Stärkeren: Gorgias und Kallikles; 5. Menon: Ist Politik lehrbar?; 6. Philosophie und Tyrannis: Platon in Sizilien. Die ungeschriebene Lehre; 7. Platons Staat; 8. Philosophie und Demokratie: Sokrates' Verteidigung und Verurteilung; 9. Kriton: Gilt der Gesellschaftsvertrag auch für den, der zum Tode verurteilt ist?; 10. Aristoteles: Die Verwissenschaftlichung des Politischen; 11. Xenophon: Fürstenspiegel, Exotismus und die Mühsal der Tyrannis; 12. Stadtstaat und Weltbürgertum: Demosthenes, die Kyniker und die Stoa; 13. Die beste Verfassung: Griechenland oder Rom?; 14. Cicero und die römische Politik; 15. Von der Republik zur imperialen Herrschaftsorganisation; 16. Augustinus: Von der politischen Philosophie zur politischen Theologie.
Michael Dreyer (MD)
Prof. Dr., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 5.31
Empfohlene Zitierweise: Michael Dreyer, Rezension zu: Walter Reese-Schäfer: Antike politische Philosophie zur Einführung Hamburg: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/5501-antike-politische-philosophie-zur-einfuehrung_7188, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 7188
Rezension drucken
Prof. Dr., Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
CC-BY-NC-SA