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/ 21.06.2013
Friedrich-Ebert-Stiftung (Hrsg.)

Archiv für Sozialgeschichte. 49. Band 2009

Bonn: Verlag J. H. W. Dietz Nachfolger 2009; XV, 676 S.; Ln., 64,- €; ISBN 978-3-8012-4190-2
Die jüngste Gesellschaftsgeschichte Deutschlands, Europas und Nordamerikas steht im Mittelpunkt dieser Publikation. Somit stellt sie eine nicht nur für Zeithistoriker, sondern auch für Politikwissenschaftler relevante Quelle dar. Der voluminöse und sorgfältig edierte Jahresband enthält 16 Beiträge zum Rahmenthema „Gesellschaftsgeschichte Europas als europäische Zeitgeschichte“. Besonders erfreulich ist, dass die Autoren in zahlreichen Artikeln neben dem Längsschnittvergleich auch hinsichtlich der behandelten Einzelstaaten eine komparative Perspektive einnehmen. Aus politikwissenschaftlicher Sicht sind u. a. die Beiträge zur europäischen Sozialpolitik, zur Migrationspolitik, zu europäischen Wirtschaftseliten, zur Identität der Einzelstaaten, zur Bewegungsforschung und zu politischen Netzwerken unter den Bedingungen demokratischer Transformation interessant. Zumeist kommen die Autoren dabei zu differenzierenden und zwischen verschiedenen Forschungsthesen vermittelnden Ergebnissen. Beispielsweise stellt Kerstin von Lingen hinsichtlich der Frage nach der Persistenz nationaler und der Herausbildung supranationaler Identitäten fest, „dass nationale Identität idealerweise nicht nur die Stabilität des eigenen Staates determiniert, sondern auch für die internationale Staatengemeinschaft konstituierend wirkt und eine supranationale Wertebasis schafft“ (184). Auch bezüglich der Einordnung der aktuell konstatierten „Krise“ Europas, der Sozialpolitik oder der Demokratie ist die Herangehensweise hilfreich, da insbesondere der historische Längsschnittvergleich relativierende Sichtweisen erlaubt. Neben den Beiträgen zum Schwerpunktthema enthält der Band sieben Forschungsberichte und Sammelrezensionen – u. a. zu folgenden Fragen: Menschenrechte in der globalen Politik seit 1945, Medien, Kommunikation und Kultur im Dritten Reich, intellektuelle Kommunisten in Westeuropa sowie zur Entwicklung katholischer Milieus in Deutschland. Insgesamt handelt es sich um eine hervorragend zusammengestellte und durchweg lesenswerte Publikation, der vielfache Verbreitung zu wünschen ist.
Markus Linden (LIN)
Dr., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, SFB 600 - Teilprojekt C7 "Die politische Repräsentation von Fremden und Armen", Universität Trier.
Rubrizierung: 2.612.222.232.354.23.14.412.3122.62 Empfohlene Zitierweise: Markus Linden, Rezension zu: Friedrich-Ebert-Stiftung (Hrsg.): Archiv für Sozialgeschichte. 49. Band 2009 Bonn: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/31635-archiv-fuer-sozialgeschichte-49-band-2009_37678, veröffentlicht am 19.11.2010. Buch-Nr.: 37678 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
CC-BY-NC-SA