/ 04.06.2013
Joachim F. Weber (Hrsg.)
Armee im Kreuzfeuer
München: Universitas 1997; 288 S.; geb., 34,- DM; ISBN 3-8004-1358-2Die Beiträge verstehen sich zum überwiegenden Teil als Reaktion auf die Goldhagen-Kontroverse, die umstrittene Wehrmachtsausstellung des Institutes für Sozialforschung und schließlich das "Soldaten sind Mörder"-Urteil des Bundesverfassungsgerichtes. Weber, 1992-1995 Redakteur für Zeitgeschehen und Zeitgeschichte beim "Ostpreußenblatt", erläutert seinen Ansatz so: "Die Schlacht um das Ansehen des deutschen Soldaten in Geschichte und Gegenwart ist uns angetragen. Wohlan, sie sei angenommen." (11) Der Herausgeber, für den sich "die nicht mehr geglaubte Wiedervereinigung" mit "Mitteldeutschland" mit "dem schmerzhaften Verzicht auf die alten deutschen Siedlungsgebiete im Osten" (9) verband, wurde unterstützt durch die "Staats- und Wirtschaftspolitische Gesellschaft e. V.", die sich seit 1962 der staatsbürgerlichen Bildungsarbeit verschrieben hat. Das von den Autoren gezeichnete konservative und mitunter auch eigenwillige Idealbild des deutschen Soldaten weist Bezugsschwierigkeiten zur historischen Wirklichkeit auf. Einen großen Raum nehmen die Ausführungen zur Wehrmacht ein, die in einer engen Verbindung zur Bundeswehr gesehen wird. Das ist nicht verwunderlich, denn eine Reihe der Autoren sind ehemalige Wehrmachtssoldaten, die zum Teil in der Bundeswehr dienten. Es wird versucht, über eine Relativierung historischer Tatsachen das Bild des Soldaten zu verteidigen, etwa wenn man argumentiert, daß lediglich 3.000 Anklagen gegen Soldaten der 18 Millionen Angehörige zählenden Wehrmacht wegen Kriegsverbrechen erhoben wurden, oder wenn auf die schon kriegsbereite Sowjetunion im Sommer 1941 verwiesen wird. Die Wehrmacht war eben keine Institution, die sich von der nationalsozialistischen Ideologie trennen läßt. Das Scheitern des militärischen Widerstandes, der als Stütze für die Legende von der ritterlichen Wehrmacht angeführt wird, ist eben auch ein Beweis dafür, daß die Realität eine andere war. Dennoch sind die Artikel zu "Bundeswehr und Tradition", "Das Bild von der Wehrmacht", "Die Wehrmacht und die Politik", "Der Deserteur als Leitbild des Staatsbürgers?", "Soldat und Politik in der Verantwortung", "Deutsches Soldatentum" und "Bundeswehr in der Zeitenwende" ernstzunehmende Beiträge in der auch hier vielfach leider nur ideologisch geführten Debatte zwischen Gegnern und Befürwortern von Militär und dessen Rolle in Gegenwart und Geschichte.
Axel Gablik (AG)
Dr., Historiker.
Rubrizierung: 2.324 | 2.312
Empfohlene Zitierweise: Axel Gablik, Rezension zu: Joachim F. Weber (Hrsg.): Armee im Kreuzfeuer München: 1997, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/4112-armee-im-kreuzfeuer_5818, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 5818
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Dr., Historiker.
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