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/ 28.11.2013
Detlev Brunner / Udo Grashoff / Andreas Kötzing (Hrsg.)

Asymmetrisch verflochten? Neue Forschungen zur gesamtdeutschen Nachkriegsgeschichte

Berlin: Ch. Links Verlag 2013; 234 S.; brosch., 29,90 €; ISBN 978-3-86153-748-9
Seit Ende der 1990er‑Jahre bildet die vom ehemaligen Direktor des Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam Christoph Kleßmann geprägte Begriffsschöpfung einer „asymmetrisch verflochtenen Parallelgeschichte“ einen Anknüpfungspunkt zahlreicher Debatten zur Geschichte der beiden deutschen Staaten nach 1949 (siehe etwa Buch‑Nr. 29837). Eine umfassende Darstellung der deutschen Nachkriegsgeschichte anhand dieses Ansatzes bleibt, so der Direktor des Dresdner Hannah‑Arendt‑Institutes für Totalitarismusforschung Günther Heydemann, „eine historiographische Zielmarke […], die es indes noch einzulösen gilt“ (9). Der aus einem Workshop an der Professur für Neuere und Zeitgeschichte der Universität Leipzig im Februar 2012 hervorgegangene Band vereint eine Reihe von gesellschafts‑ und kulturgeschichtlichen Makrostudien, die als Teilaspekte in eine solche „integrale“ (10) Geschichte einfließen könnten. Die Wiener Historikerin Andrea Brait untersucht die Gründungsgeschichte historischer Nationalmuseen. Während im Osten bereits 1952 ein Museum für Deutsche Geschichte eröffnet wurde, erfolgte eine Gründung im Westen erst 1987. Der Regierende Bürgermeister von Berlin Richard von Weizsäcker sprach in den vorhergehenden Debatten Anfang der 1980er‑Jahre bewusst von einem „Museums‑Gegenmodell“ (29). 1989/90 fiel dann „die Konkurrenzsituation hinsichtlich der Konstruktion des Geschichtsbildes weg“ (34). Der Bielefelder Historiker Christian Sammer zeigt anhand des Deutschen Hygiene‑Museums in Dresden und des Deutschen Gesundheits‑Museums in Köln den eher seltenen Fall der Vorbildwirkung einer DDR‑Einrichtung auf. Hier sei es nämlich das Haus in Dresden gewesen, „das über Tradition, Prestige und Kapazitäten verfügte“ (146). Die Kieler Historikern Sylvia Necker betrachtet die Geschichte des Baus der Transitautobahn 24 zwischen Berlin und Hamburg. Die zahlreichen institutionellen Verbindungen in diesem Kontext, aber auch die Begegnungen Ost‑ und Westdeutscher bei der Benutzung der Strecke lassen das „größte deutsch‑deutsche Infrastrukturprojekt der Nachkriegsgeschichte“ (194) als besonders eindrückliches Beispiel beiderseitiger Verflechtungen erscheinen.
Martin Munke (MUN)
M. A., Europawissenschaftler (Historiker), wiss. Hilfskraft, Institut für Europäische Studien / Institut für Europäische Geschichte, Technische Universität Chemnitz.
Rubrizierung: 2.312.3132.3142.35 Empfohlene Zitierweise: Martin Munke, Rezension zu: Detlev Brunner / Udo Grashoff / Andreas Kötzing (Hrsg.): Asymmetrisch verflochten? Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/36464-asymmetrisch-verflochten_44675, veröffentlicht am 28.11.2013. Buch-Nr.: 44675 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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