Seit 1983 veranstaltet das Wiener Institut für die Wissenschaften vom Menschen regelmäßig Kolloquien in der Sommerresidenz des Papstes: die Castelgandolfo-Gespräche. Diese beschäftigten sich im August 1996 mit der Frage der Bedeutung der Aufklärung in unserer Zeit. Die dort gehaltenen Vorträge, die in diesem Band dokumentiert sind, zeigen, daß Aufklärung trotz der Krisen des 20. Jahrhunderts weiterhin Aktualität besitzt, ja daß gerade sie es ist, die das Selbstverständnis des modernen Menschen am nachhaltigsten prägt. Aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten die Autoren die heutigen Konsequenzen des aufklärerischen Postulats, die je eigene Vernunft zu gebrauchen. Dabei wird deutlich, daß sich die Einlösung dieser Forderung stets in der unauflösbaren Spannung zwischen ihrem universellen Geltungsanspruch und "dem notwendig partikularen Charakter der individuellen Wahl" (12) bewegt. Inhalt: Stanley Rosen: Die Aufklärung neu denken (13-35); Paul Ricœur: Das Paradox der Autorität (36-53); Charles Taylor: Die immanente Gegenaufklärung (54-74); Hans Maier: Die Freiheitsidee der Aufklärung und die katholische Tradition (75-106); Hans-Ludwig Schreiber: Die Menschenrechte nach der Aufklärung (107-121); Józef Tischner: Die Nation und ihre Rechte. Einführung in die Ansprache Johannes Pauls II. vor den Vereinten Nationen im Oktober 1995 (122-145); Jean Bethke Elshtain: Individuelle Rechte und soziale Pflichten (146-161); Gertrude Himmelfarb: Armut und zweierlei Aufklärung (162-201); Ira Katznelson: Vom Bettelstand zur Armut. Gesellschaftliches Wissen und die soziale Frage (202-230); Robert Spaemann: Der innere Widerspruch der Aufklärung. Diskussionsbemerkung (231-235); Claus Leggewie: Zwischen Kulturkampf und Kapitalismuskritik. Der politische Katholizismus in den USA am Scheideweg. Ein Nachtrag (236-251); Johannes Paul II.: Ein neuer Blick auf das Phänomen der Aufklärung. Abschiedswort an die Teilnehmer des Kolloquiums "Aufklärung heute" (252-255).