Zu Marx gibt es bereits zahlreiche Textauswahlen, sei es kompletter Werke, sei es thematisch zusammengestellter Ausschnitte wie in der bekannten von Fetscher herausgegebenen Auswahl. Warum also eine neue Auswahl? Dieses Buch bleibt die Antwort darauf schuldig; es bietet nichts, was nicht schon vorhanden wäre. Allerdings wird es auch keinen Schaden anrichten; man kann sich auch mit dieser Textauswahl einen Überblick über Marx verschaffen, auch wenn die Anordnung der Texte in ihrer logisch-pädagogischen Abfolge bei Fetscher besser gelöst zu sein scheint. Die Einleitung des Herausgebers bietet weniger eine systematische Einführung in das Denken Marxens als die einigermaßen persönlich gefärbte Auseinandersetzung eines bundesdeutschen Intellektuellen mit der eigenen Zeitgeschichte. Zudem bleibt ein Kritikpunkt in jedem Fall bestehen: wer sich mit Marx beschäftigt, ohne sich mit Engels zu befassen, hat nur einen Teil des Werkes in der Hand. Reihenherausgeber Sloterdijk resümiert: "Eine Gesellschaft aus gekauften Käufern und von prostituierten Prostituierenden richtet sich in globalisierten Marktverhältnissen ein. Das klassisch liberale Laissez faire expliziert sich zum postmodernen Saugen und Saugen lassen. Telekommunikation läßt sich von Televampyrismus immer schwerer unterscheiden. [...] Könnte es nicht sein, daß eine Zeit bevorsteht, in der, wer von Vampyrismus nicht reden will, auch von Philosophie schweigen sollte? Träfe dies zu: es wäre in jedem Fall die Zeit von Marxens zweiter Chance." (16 f.) Nicht jeder wird diese Begründung einsichtig finden.