Mit der Frage, ob der vermeintliche „preußische Staatsphilosoph“ Hegel zu aktuellen Problemen der Rechts‑ und Moralphilosophie herangezogen werden kann, haben die Herausgeber Kurt Seelmann und Benno Zabel Forschende aus verschiedenen Disziplinen versammelt. Ihre Überlegungen gehen auf eine Tagung zu „Normativität und Institution“ im Denken Hegels an der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig im Juli 2012 zurück. Die Klammer der daraus entstandenen und der zusätzlichen Beiträge ist knapp und im Titel des Bandes manifestiert: Wie kann – vor allem bei der Suche nach einer gerechten Gesellschaft – der Mensch als Person beschrieben werden? Welche normativen Grundannahmen gilt es zu extrahieren, um ihr/sein Wissen oder um ihre/seine Befähigung zum sozialen Miteinander genauer reflektieren zu können? Das Spannungsfeld liegt dabei in Hegels Verständnis von Freiheit: Menschliche „Autonomie“ wird nicht als individuelle Willkürfreiheit gesehen, sondern schließt die „angemessene Teilnahme an einem gemeinsamen Wollen“ (303) auch als politisches Moment ein. Die Autorinnen und Autoren setzen in übersichtlichen Beiträgen auf eine analytische Re‑Lektüre und schließen damit an Hegels Texte an, um „Rahmenbedingungen menschlicher Handlungsmöglichkeiten“ (326) und das Recht sowie gesellschaftliche Institutionen in ihrer autonomieermöglichenden und ‑begrenzenden Gestalt auszuloten. So schlussfolgert Ludwig Siep, dass eine Gesellschaft sich an Normen und Rechten orientieren müsse, deren Verweigerung als entwürdigend und unterdrückend erfahren würde, ohne der Selbstüberschätzung zu verfallen, diese seien mit wissenschaftlichem Blick immer zu rekonstruieren. Gerade im Nachzeichnen der „Person“, die ihre Rechtsfähigkeit im Austausch mit anderen erfährt und darin ihre sittliche Freiheit verwirklicht, sind Anschlussfragen vorformuliert, zum Beispiel: Wie lässt sich daraus die Würde des Menschen ableiten? Wer mit Hegel Anstöße zu solchen Debatten sucht, wird in diesem Sammelband fündig.