In Sachen Bakunin tut sich etwas, und das ist - wem sonst? - dem rührigen Karin Kramer Verlag zu danken. Neben der im Entstehen begriffenen Werkausgabe ist nun auch als Resultat einer Berliner Ausstellung ein Katalog erschienen. Löwenanteil bilden die durchweg unkonventionellen Entwürfe für ein geplantes Denkmal. Daneben bieten überwiegend kürzere Aufsätze Einblicke in die Planungsgeschichte des Denkmals, aber auch aufschlußreiche Untersuchungen zu einer Denkmalsgeschichte und -tradition "von unten", die sich - weitestgehend unbekannt - von den üblichen "Herrscher-zu-Pferde"-Denkmälern abhebt. Der Band schwebt im Zwischenbereich von Ideengeschichte, Theorie und Kunst, er ist anregend in seinen Gedanken, anarchistisch im Inhalt, und schön in der Gestaltung. Aber was hätte Bakunin wohl von der Förderung und Finanzierung des Projektes durch den Berliner Senat und durch die Stiftung Deutsche Klassenlotterie gehalten? Aus dem Inhalt: Bernd Kramer: Was lange gärt, wird endlich gar - oder Die Vorgeschichte deren Nachspiel wir noch nicht kennen (7-19); Bärbel Jäschke: Anarchismus Heute: Philosophie des Nichtstuns - Ein Gespräch mit Michael Bakunin (23-25); Dieter Scholz: Denkmal und Anarchie. Historische Beispiele und aktuelle Entwürfe (27-45); John E. Bowlt: Korolevs kubo-futuristisches Bakunin-Denkmal von 1919 (47-55); Rudolf de Jong: Das Standbild Ferdinand Domela Nieuwenhuis' in Amsterdam von 1931 (57-61); Bernhard Hülsebusch: Ein Denkmal für den Königsmörder. Das Gaetano Bresci-Monument in Carrara von 1990 (63-68); Andreas Siekman: Wir fahren für Bakunin (75-79); Wolfgang Eckhardt: "Kehr wieder!" - Bakunin-Gedichte (81-89); Max Nettlau: Bakunin-Ikonographie (93-99); Katalog (111-266).