Für die Arbeit am theologisch‑politischen Traktat unterbrach Baruch de Spinoza sogar die Fertigstellung seiner „Ethik“, die heute noch als sein Hauptwerk angesehen wird. Wer also nur diese betrachtet, bekommt auch nur ein unvollständiges Bild des Werkes Spinozas. In der Hauptaussage des Traktats zielt Spinoza „auf den Nachweis nicht nur der Kompatibilität von Denk‑ und Redefreiheit mit sittlicher und staatlicher Stabilität, sondern sogar von deren Notwendigkeit hierfür“ (51). Das sittliche Leben soll nicht weiterhin in den Händen der Kirche oder der Theologen ruhen, sondern in die eines demokratischen Staats gelegt werden. Weder die Sicherheit noch die Freiheit der Bürger werden dadurch eingeschränkt, sondern können in hohem Maße davon profitieren. Während diese Gedanken Spinozas im englischsprachigen Raum schon eine wahre Renaissance erfahren haben, fehlte bisher ein umfassender deutschsprachiger Kommentar zum Traktat. Das soll daher mit diesem Band nachgeholt werden. Neben dem Herausgeber Otfried Höffe verfassten elf weitere Autoren von unterschiedlichen Hochschulen Beiträge, zwei davon in englischer Sprache. Vorbereitet wurde der Band auf einem Symposion, das am 21. Februar 2013 – am Todestag des Philosophen – stattfand. Der Aufbau des Buches orientiert sich direkt am Originaltext von Spinoza: Nach einer Einführung in das Werk, die Biografie und das historische Umfeld des Philosophen durch Otfried Höffe werden jeweils ein bis drei Kapitel des Traktats von den einzelnen Autoren besprochen. Abschließend folgen eine Einordnung des Traktats in den Kontext seiner Zeit und ein kurzer Ausblick zum Umgang mit Spinoza in der Gegenwart. Das Buch kann dank dieses Aufbaus sehr detailliert und sorgfältig auf die wichtigsten Begriffe des Traktats eingehen. Für eine nähere Beschäftigung mit dem Werk ist es daher unbedingt zu empfehlen.