In dieser politischen Biographie, der ein Vorwort von Hermann Weber vorangestellt ist, zeigt der Historiker Scholz, wie sehr das dramatische Leben des deutschen Kommunisten Vieweg "von politischen Richtungswechseln, aber auch von Geheimdiensten beeinflußt" (228) worden ist. Als Jugendlicher war der 1911 geborene Vieweg Mitglied der Hitlerjugend, geriet aber schon bald unter den Einfluß von Kommunisten und unterhielt Verbindungen zum sowjetischen Geheimdienst. Es folgte 1933 die Emigration nach Dänemark, wo er sein Agrarstudium fortsetzte. Nach der Rückkehr nach Deutschland stieg er zum Sekretär des Zentralkomitees der SED auf, wurde dort zum Agrarfachmann und Generalsekretär der Bauernorganisation. Der XX. Parteitag der KPdSU brachte eine Wende in sein Leben: Er entwickelte sich vom Gehilfen Walter Ulbrichts zu dessen Kritiker. Um sich vor einer Verfolgung in der DDR zu retten, floh er nach Westdeutschland. Zwar kehrte er auf Aufforderung von Markus Wolf in die DDR zurück, wurde dort jedoch zu einer hohen Zuchthausstrafe verurteilt. Nach siebenjähriger Haft nahm er eine Tätigkeit für das Ministerium für Staatssicherheit auf, verfaßte Berichte etc. und knüpfte Kontakte in die Bundesrepublik sowie nach Dänemark. Die Biographie gibt "neuen Aufschluß über die Agrarpolitik in der DDR, die Vorgeschichte von Viewegs Reformprogramm und Machtkämpfe im SED-Apparat. Erstmals wird enthüllt, wie intensiv die geheimen Kontakte der Partei sowie der Sowjets zu ehemaligen Führern des Reichsnährstandes und anderen rechtskonservativen Kreisen in der Bundesrepublik wirklich waren und wie weit Stalin die deutsche Wiedervereinigung 1951/52 vorantreiben wollte." (Klappentext) Hauptquelle für Scholz' Arbeit waren die Untersuchungsprotokolle der Zentralen Parteikontrollkommission der SED aus den 50er Jahren.