/ 03.06.2013
Walter Ziegler
Bayern, Österreich, Sudetenland. Schuldig oder unschuldig am Dritten Reich?
Passau: Wissenschaftsverlag Rothe 1995 (kleine rothe reihe 6); 47 S.; kart., 12,80 DM; ISBN 3-927575-38-0In seiner Vorlesungsschrift kommt Ziegler zu dem Ergebnis, daß keines der genannten Länder am Aufkommen des Nationalsozialismus "hauptschuldig"(42) zu sprechen sei, allenfalls könne man ihnen einen "Mitläufer"-Status einräumen: "Denn Bayern, Österreich und Böhmen, aber auch andere süddeutsche Länder, sind in ihrer ganzen Geschichte weniger Protagonisten politischer Ideen und Aktivitäten gewesen, anders etwa als Preußen oder ähnliche Staatsgebilde, sondern Regionen intensivsten kulturellen Interesses, denen gegenüber politische Fragen stets zweitrangig blieben" (43). Wie problematisch diese verallgemeinernde Aussage ist, zeigt sich an den Details, die auch Ziegler anführt: Zum Beispiel war die Zustimmung zum Nationalsozialismus im protestantischen Franken wesentlich höher als im katholischen Oberbayern. Für Ziegler zählen allein die "tief im Wesen und in der Geschichte liegende[n] Wurzeln" (43) dieser Länder. Angesichts derart schwammiger und zweifelhafter Argumente drängt sich der Gedanke an eine nachträgliche Entnazifizierung auf. Die von Ziegler geforderte gründliche Erforschung der Geschichte z. B. Bayerns während der NS-Zeit wird mit dieser Untersuchung keineswegs vorangetrieben.
Axel Gablik (AG)
Dr., Historiker.
Rubrizierung: 2.312 | 2.4 | 2.62
Empfohlene Zitierweise: Axel Gablik, Rezension zu: Walter Ziegler: Bayern, Österreich, Sudetenland. Passau: 1995, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/1175-bayern-oesterreich-sudetenland_1201, veröffentlicht am 01.01.2006.
Buch-Nr.: 1201
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Dr., Historiker.
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