Auf der internationalen Konferenz für Bevölkerung und Entwicklung 1994 in Kairo wurden die Themen Bevölkerungspolitik, nachhaltige Entwicklung und Menschenrechte erstmals ausdrücklich miteinander verknüpft. Die Autoren fragen, inwieweit Bestrebungen zur Kontrolle der nationalen und internationalen Demografie mit der Gewährleistung individueller Rechte in Konflikt treten. Diese umfassen die Gewährleistung der Menschenwürde, die Rechte von Frauen und Kindern, die Rechte auf Leben und Gesundheit, auf Gleichbehandlung und Bewegungsfreiheit sowie auf körperliche Selbstbestimmung. Erörtert werden nun die komplexen Zusammenhänge zwischen Bevölkerungspolitik und Menschenrechten vor dem Hintergrund ihres Missbrauchs im Zuge kolonialer, patriarchaler, rassistischer oder sexistischer Interessen. Khadija R. Turay vergleicht die indische Bevölkerungspolitik Ende der 70er-Jahre mit der heutigen. Als Reaktion auf das enorme Bevölkerungswachstum verfolgte die indische Regierung eine rigide Politik der Sterilisation, von der man aber im nachhinein erkannte, dass die gesellschaftlichen Kosten ihren vermeintlichen Nutzen bei Weitem überstiegen. In der Gegenwart steht Indien erneut durch seine Abtreibungsregeln in der Kritik, die die Selektion nach Geschlechtern gestattet. So wurden in Indien seit 1986 zehn Millionen weiblicher Föten abgetrieben. Darüber hinaus werden so kontrovers diskutierte Themen wie die Folgen der chinesischen Ein-Kind-Politik, die afrikanische Bevölkerungspolitik im Zeichen von Aids, die Fruchtbarkeitskultur in Kuba sowie die Auswirkungen der Bevölkerungspolitik Israels auf die palästinensischen Israelis untersucht. Insgesamt liefern die Autoren eine spannende Bestandsaufnahme, bei der auch die deutsche Elternzeit nicht ausgespart wird, die angeblich die gut verdienenden Akademiker begünstigt.