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/ 12.05.2016
Maria Antonia Gwynn

Bilateral Investment Treaties of South American Countries and their Consequences at the International Level

Wuppertal: Universitätsbibliothek Wuppertal 2013 (http://elpub.bib.uni-wuppertal.de/edocs/dokumente/fbg/politikwissenschaft/diss2013/gwynn/dg1303.pdf); III, 209 S.
Diss. phil. Wuppertal; Begutachtung: M. Behrens. – Warum unterzeichnen viele südamerikanische Staaten bilaterale Investitionsschutzabkommen (Bilateral Investment Treaties, BIT) mit Industriestaaten, deren Bestimmungen – etwa die Übertragung ihrer Jurisdiktion auf internationale Schiedsgerichte – sie im Rahmen der UN noch abgelehnt haben? Mithilfe der Machttheorie Susan Stranges kommt Maria A. Gwynn zu der Antwort, dass Entwicklungsländer auf multilateraler Ebene durch die Bildung von Koalitionen relative Macht ausüben können, um für sie nachteilige Vorschläge der Industriestaaten und ihrer Kapitalinteressen zu verhindern. Diese Fähigkeit, Einfluss auf das internationale Investitionsregime auszuüben, „comes to ashes at the moment that developing countries face developed countries‘ structural power bilaterally“ (175). Durch die empirische Analyse der einschlägigen UN‑Resolutionen, Sitzungen der Ministerkonferenz der WTO sowie einer vergleichenden Analyse von BIT mit den USA und europäischen Staaten zeigt die Autorin, inwiefern die Industrienationen strukturelle Macht (etwa auf den Ebenen Sicherheit und Finanzen) ausüben und so die Regeln des Handelsregimes bestimmen können, wenn sie Handelsfragen auf eine bilaterale Ebene verschieben. Anhand einiger bilateraler Schlichtungsverfahren macht Gwynn zudem deutlich, dass sich der Widerstand der Entwicklungsländer gegenüber Verträgen dann regt, wenn ihre staatliche Souveränität zu sehr eingeschränkt wird. Weil zunehmend auch die Industrienationen selbst in den Fokus teurer Rechtsstreitigkeiten mit Konzernen geraten, entwickelt sich das BIT‑Regime außerdem beständig weiter. Diese Ergebnisse lassen nach Ansicht der Autorin auch darauf schließen, dass die Unterscheidung zwischen nationalen/internationalen sowie privaten/öffentlichen Ebenen und Akteuren zunehmend infrage zu stellen ist und sich der Staat als Akteur von der Bühne der globalen Ökonomie zunehmend zurückzieht. Gerade im Zuge der Diskussion über das Transatlantische Freihandelsabkommen (TTIP) ist die Studie von aktueller Bedeutung und schärft den Blick für die Interessen‑ und Machtkonstellationen, die die Rahmenbedingungen dieser Verträge bestimmen.
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Rubrizierung: 4.442.654.434.2 Empfohlene Zitierweise: Sven-Jacob Sieg, Rezension zu: Maria Antonia Gwynn: Bilateral Investment Treaties of South American Countries and their Consequences at the International Level Wuppertal: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/39685-bilateral-investment-treaties-of-south-american-countries-and-their-consequences-at-the-international-level_48288, veröffentlicht am 12.05.2016. Buch-Nr.: 48288 Rezension drucken
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