/ 21.06.2013
Marianne Pieper / Thomas Atzert / Serhat Karakayalı / Vassilis Tsianos (Hrsg.)
Biopolitik – in der Debatte
Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2011; 345 S.; 39,95 €; ISBN 978-3-531-15497-8Der Begriff der Biopolitik umfasst ein breites Spektrum von Bedeutungen, das von biologistischen Positionen über technikkritische Auseinandersetzungen mit bio-medizinischen Technologien bis zum Konzept der Biopolitik reicht, das Foucault im Kontext seiner Machtanalytik entwickelt hat. Dieser Band – unterstreichend, dass der „Begriff Biopolitik ein umkämpftes theoriepolitisches Terrain markiert“ (7) – bezieht sich auf den von Foucault initiierten Diskussionszusammenhang. Zentral ist dabei Foucaults Interpretation des Übergangs von der wesentlich auf Repressionstechniken beruhenden Souveränitätsmacht zur Disziplinarmacht, die wesentlich auf Regulierung und Kontrolle beruht. Biopolitik steht hier für die neoliberale Regierungstechnologie, die – unter Verwendung von Interventionstechniken der Politischen Ökonomie – auf die freiwillige Unterwerfung der Subjekte zielt. Allerdings ist in der an Foucault anschließenden Debatte immer wieder auf die mindestens mehrdeutigen Bestimmungen des Verhältnisses von Macht und Widerstand, von Regierungsform und Subjekten in dessen Spätwerk hingewiesen worden. Vor diesem Hintergrund wollen die Autoren das Konzept der Biopolitik nicht in erster Linie mit Blick auf Machttechnologien und Rationalitäten diskutieren. Im Vordergrund stehen vielmehr die theoretischen Perspektiven, die Michael Hardt und Antonio Negri einerseits mit „Empire“ (2002) – der Analyse der imperialen Macht des postmodernen Kapitalismus – und andererseits mit „Multitude“ (2004) – der Vision einer sich in der Immanenz der Machtverhältnisse herausbildenden Gegenmacht – entworfen haben. Ausgehend von den so unterschiedenen Polen der Biomacht und Biopolitik sind die Autoren daran interessiert, eine „neue Forschungsprogrammatik zu formulieren, um das Produktive, Mobile, Überschüssige und Exzessive [...] im Vakuum von Kontrolle, Regulierung und (Selbst-)Regierung auszuloten“ (18).
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 5.42 | 5.46
Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Marianne Pieper / Thomas Atzert / Serhat Karakayalı / Vassilis Tsianos (Hrsg.): Biopolitik – in der Debatte Wiesbaden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/28136-biopolitik--in-der-debatte_33085, veröffentlicht am 21.07.2011.
Buch-Nr.: 33085
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Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
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