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/ 17.09.2015
Helin Ruf-Uçar

Challenges of Norm Implementation. The Interaction between State on Non-state Actors Regarding Violence against Women in Turkey

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015; 334 S.; brosch., 69,- €; ISBN 978-3-8487-1979-2
Diss. HU Berlin; Begutachtung: S. Steinsdorff, S. Baer. – Helin Ruf‑Uçar beschäftigt sich mit der institutionellen Umsetzung von Normen, die Gewalt gegen Frauen in der Türkei verhindern sollen. Ihre Untersuchung basiert auf sozialkonstruktivistischen Ansätzen der Normsozialisierung beziehungsweise Normverbreitung. Methodisch setzt sie auf eine qualitative Inhaltsanalyse von Interviews, die sie mit Akteur_innen zivilgesellschaftlicher und staatlicher Institutionen in der Türkei geführt hat. Das Forschungsinteresse der Autorin richtet sich vor allem auf die Interaktion zwischen den staatlichen und nichtstaatlichen Akteur_innen, die nötig ist, um mit rechtlichen Veränderungen die Gewalt gegen Frauen zu bekämpfen. Sie eruiert, wie sich diese Interaktionen im Laufe der Zeit verändert haben und welche Faktoren bei der Normsozialisierung eine fördernde oder bremsende Wirkung haben. Häufig werde in der Normen‑Forschung davon ausgegangen, dass vor allem der Mangel an Kapazitäten oder Willensbereitschaft der Implementierung der Normen im Wege stehe. Diese Ansätze müssten aber noch weiter ausdifferenziert werden. Kapazitäten ließen sich etwa in materielle, personelle und Wissens‑Ressourcen unterscheiden. Ihre Untersuchung zeigt, dass der Mangel an Veränderungsbereitschaft in der Türkei eine größere Rolle spielt als der Mangel an Kapazitäten. Staatliche türkische Akteur_innen verweigerten sich häufig aufgrund von sozialen Erwartungen, Gebräuchen, traditionellen Aspekten wie Ehre und familiären Clan‑Strukturen sowie vor allem einer patriarchalen Grundhaltung der institutionellen Unterstützung der Normen. Daraus resultiere ein starkes Misstrauen der von Gewalt betroffenen Frauen gegenüber staatlichen Einrichtungen. Zwischen den mit den Normen befassten NGOs entstehe wiederum oft Konkurrenz entlang der Konfliktlinien Ost/West, kurdisch/türkisch, religiös/säkular oder emanzipativ/caritativ. Allgemein werden die Behörden und die Regierung als Hauptverantwortliche für die Norm‑Implementierung genannt. Wichtige Vorrausetzungen für den Kampf gegen misogyne Gewalt seien, so das Fazit, neben einer verbesserten Zusammenarbeit ein flächendeckender Ausbau des Sozial‑ und Bildungssystems sowie der Aufbau spezieller Betreuungs‑ und Beratungsstellen für die Opfer.
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Rubrizierung: 2.632.272.212.263 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: Helin Ruf-Uçar: Challenges of Norm Implementation. Baden-Baden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/38877-challenges-of-norm-implementation_47223, veröffentlicht am 17.09.2015. Buch-Nr.: 47223 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
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