Diese politische Biographie Ernesto "Che" Guevaras bietet eine minutiöse, chronologisch gegliederte Darstellung der persönlichen, familiären und sozialen Voraussetzungen, der politischen Anfänge, des wechselvollen Verlaufs der Laufbahn des Revolutionärs, Politikers und kubanischen Ministers und ihres gewaltsamen Endes 1967, während der Guerilla im bolivianischen Hochland. Sie basiert auf zehnjähriger Archiv-Recherche des Autors und einer systematischen Auswertung der gesamten Forschungsliteratur, von Presseberichten und Interviews (auf der die im Anhang veröffentlichte, zur Zeit wohl umfassendste und aktuellste Bibliographie zum Thema beruht) sowie aller zugänglichen, zum Teil unveröffentlichter Schriften, Briefwechsel und sonstigen dokumentierten Äußerungen Guevaras. Die Stärke der Darstellung besteht daher in der soliden Aufarbeitung und Synopse des oft widersprüchlichen Quellenmaterials, vor allem da, wo Zeitzeugenerinnerungen und Insiderinformationen (z. B. aus dem Regierungsapparat zu Guevaras Amtszeit als Minister) gegeneinander gewichtet werden und manche auch der bekannteren Anekdoten sich als unhaltbare Legenden erweisen. Taibos Absicht, "ein Geschichtsbuch mit der Gewissenhaftigkeit eines Historikers zu schreiben, aber mit einer Technik, die ermöglicht, das Buch zu lesen, als wäre es ein Roman" (Klappentext), verweist allerdings auch auf die Schwäche des Buches aus politikhistorischer Sicht: die flüssige und stilistisch hervorragende Darstellung der Biographie blendet über weite Strecken den größeren zeitgeschichtlichen Kontext als Hintergrund ab. Nur da, wo der Kontext nachweislich direkten Einfluß auf den Handlungsrahmen Guevaras hatte, weicht der Autor von dieser Praxis ab. Theoretische Überlegungen zur Konzeption revolutionärer Politik (die Guevara immer wieder anstellte und sich dabei mit der Ideengeschichte in dieser Frage intensiv auseinandersetzte) bleiben unkommentiert. Die Darstellung wird durch einen aus wissenschaftlicher Sicht vorbildlich klaren, umfassenden Anmerkungsapparat unterstützt.