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/ 24.10.2013
Andrzej Marcin Suszycki / Ireneusz Paweł Karolewski (Hrsg.)

Citizenship and Identity in the Welfare State

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2013 (Studien zur Politischen Soziologie 13); 191 S.; 34,- €; ISBN 978-3-8329-7061-1
Konzepte von nationaler Identität und Staatsbürgerschaft gehören zu den zentralen Erklärungsfaktoren für die Entwicklung von Wohlfahrtsstaaten. Der Sammelband stellt diese Thematik in den Kontext aktueller Prozesse wie Globalisierung, transnationale Migration, regionale Integration oder des multiethnischen Charakters vieler Wohlfahrtsstaaten. Im ersten Teil wird zunächst auf konzeptioneller, normativer und empirischer Ebene die Beziehung von Wohlfahrt und Staatsbürgerschaft untersucht. Neu ist dabei die Ausarbeitung des Konzepts „Wohlfahrtsstaatsbürgerschaft“ (19), bei dem Ireneusz Pawel Karolewski in seinem Beitrag drei Modelle unterscheidet: Das republikanische Modell von Staatsbürgerschaft setzt ein starkes Gemeinschaftsdenken voraus, durch das die Wohlfahrtsverpflichtungen als eine deliberative Ethik der Bürger festgeschrieben werden. Das liberale Modell basiert dagegen auf der Gleichheit aller Bürger. Die soziale Variante dieses Modells betont die Bedeutung von sozialen Rechten neben politischen und individuellen Rechten, während die libertäre Version vor allem auf Wohltätigkeit basiert. Im letzten Modell, der „cäsarischen Wohlfahrtsstaatsbürgerschaft“ (26), findet hingegen eine diskursive Betonung der Bedrohungen für die Wohlfahrt der Gemeinschaft beispielsweise durch Migration und organisiertes Verbrechen statt. Im zweiten Teil des Buches liegt der Fokus auf der Bedeutung der Identität in nationalen und internationalen Kontexten. Spannend sind die empirischen Ergebnisse der Studie von Richard Johnston, Keith Banting, Will Kymlicka und Stuart Soroka über den kanadischen Wohlfahrtsstaat. Demnach werde die Unterstützung des Wohlfahrtsstaats durch die wohlhabenden Wähler mittels der nationalen Identität generell gestärkt, indem diese zu Zugehörigkeit und Solidarität beitrage, was dann die ökonomischen Interessen und kulturellen Differenzen überlagere. Dass diese Ergebnisse allerdings nicht ohne Weiteres verallgemeinert werden können, belegen die Autoren der nachfolgenden Beiträge. Sie weisen nach, dass eine gemeinsame Nationalität zwar Vertrauen und Solidarität unter den alten Mitgliedern der Gemeinschaft etabliert, diese sich jedoch gegen neue Mitglieder oder Nichtmitglieder wenden kann und so zu deren Ausschluss aus dem Wohlfahrtsstaat führt.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.22.212.222.612.2632.262 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Andrzej Marcin Suszycki / Ireneusz Paweł Karolewski (Hrsg.): Citizenship and Identity in the Welfare State Baden-Baden: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/36334-citizenship-and-identity-in-the-welfare-state_44387, veröffentlicht am 24.10.2013. Buch-Nr.: 44387 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken
CC-BY-NC-SA