/ 22.10.2015
Eun-Jeung Lee / Hannes B. Mosler (Hrsg.)
Civil Society on the Move. Transition and Transfer in Germany and South Korea
Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2015 (Research on Korea 3); 168 S.; 37,95 €; ISBN 978-3-631-65582-5Eine der großen Leistungen der Zivilgesellschaft in Südkorea besteht unzweifelhaft in der demokratischen Wende des Jahres 1987, die durch eine grundlegende Reform der Verfassung bestätigt wurde. Die zeitliche Nähe zum Mauerfalljahr 1989, zu den Umbrüchen im damaligen sowjetisch kontrollierten Einflussraum insgesamt sowie zur Renaissance der Zivilgesellschaft als demokratietheoretischer Begründungsfigur gaben den Anstoß für drei Workshops (2009 bis 2011), deren Resultate nun vorliegen. Eun‑Jeung Lee und Hannes B. Mosler, beide FU Berlin, wollen einen Überblick zu den Entwicklungen in Südkorea geben, die für das Wendejahr 1987 charakteristisch sind und bis heute nachwirken. Ausgangspunkt ist eine Annäherung an die Frage, wie das Konzept der Zivilgesellschaft theoretisch fundiert werden kann. Der entsprechende Beitrag von Walter Reese‑Schäfer wirft aber mehr Fragen auf als er – mit Blick auf Osteuropa und den arabischen Raum – beantwortet. Obwohl hier ausdrücklich auch auf Westeuropa rekurriert wird, fehlt eine Differenzierung zwischen der civil und der im angelsächsischen bzw. im skandinavischen Raum diskutierten civic society. Ohne diesen Baustein bleiben all die Interpretamente (zum Beispiel die Kategorien Staat und Nation), die sich mit Blick auf einen kulturell zu deutenden Gesellschaftsvertrag herleiten ließen, offen. Dabei nimmt der Band für sich in Anspruch, die Demokratie nach der Demokratisierung in Südkorea zu beleuchten. Ob diese nun durch die Bürgerschaft oder aber die Gesellschaft zur Entfaltung kommt, wird so nicht deutlich. Das liegt womöglich daran, dass das für Deutschland und Südkorea wirkmächtige Referenzmodell der USA kaum Berücksichtigung findet. Dafür entschädigen die überaus informativen, weil aus der Zeitzeugen‑Perspektive formulierten Beiträge von Klaus Meschkat (Hannover) und Yun Tae Kim (Seoul), die sich mit den jeweiligen Studierendenbewegungen (1968 und 1987) befassen. Dieser Band versteht sich als Impulsgeber für Forschungen zum Konzept der Zivilgesellschaft in politischen Systemen, die just die ersten Demokratieerfahrungen machen. Dieser Anspruch wird weitgehend eingehalten.
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Rubrizierung: 2.2 | 2.22 | 2.68 | 2.313 | 2.314 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Martin Schwarz, Rezension zu: Eun-Jeung Lee / Hannes B. Mosler (Hrsg.): Civil Society on the Move. Frankfurt a. M. u. a.: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, https://www.pw-portal.de/rezension/39001-civil-society-on-the-move_47229, veröffentlicht am 22.10.2015. Buch-Nr.: 47229 Inhaltsverzeichnis Rezension druckenCC-BY-NC-SA