Mit ihrer Schrift „Die Arbeiterinnen- und Frauenfrage der Gegenwart“ avancierte Clara Zetkin 1889 zu einer der herausragenden Persönlichkeiten der proletarischen Frauenbewegung. Zetkin wirkte nicht nur gestaltend an der sozialistischen (und später kommunistischen) Frauenemanzipationstheorie mit, sie setzte sich auch maßgeblich für die Organisation und Politisierung der Arbeiterinnen ein. Unter ihrer Ägide entwickelte sich die proletarische Frauenbewegung bis zum Ersten Weltkrieg zu einer Massenbewegung. Diese weithin bekannten Aspekte werden von Hervé durch bislang weniger bekannte Fakten über die private wie politische Akteurin Zetkin ergänzt. Hervé kritisiert in ihrem Buch vor allem, dass das facettenreiche Leben Zetkins in den gängigen Darstellungen nur selten über ihre Arbeit als Pädagogin, Literatur- und Kunsthistorikerin, Rednerin und kämpferische Feministin berichtet wird. In einem Abriss über das unangepasste Leben Zetkins (sie lebte jahrelang in wilder Ehe und heiratete nach dem Tod des Kindsvaters einen bedeutend jüngeren Mann) und streitbare Arbeit der „Rebellin“ (9), versucht Hervé diese Lücke zu schließen. Ergänzt werden diese Ausführungen durch Originaltexte aus dem politischen Leben Zetkins. Abschließend zeigt die Initiative „Förderverein der Clara-Zetkin-Gedenkstätte e.V.“, wie schwer es heute ist, Zetkin gegen den öffentlichen Verdrängungswillen aus dem gesellschaftlich-politischen Erinnerungskanon (als Frau und Kommunistin) als große politische Persönlichkeit im Gedächtnis zu halten. Das Buch ist ein interessanter Streifzug durch bewegte Jahrzehnte deutscher Geschichte und ein gelungener Auszug eines engagierten Lebens.