Ein Piratensender, der in Leipzig fünf Jahre lang unentdeckt Musik über den Äther schickte; eine Frau, die die Mauer von West nach Ost überwand, um ihre Familie wiederzusehen - die Autoren lassen Zeitzeugen von Erlebnissen berichten, die noch nicht in jedem Geschichtsbuch stehen. Diese Interviews unterbrechen immer wieder die Beschreibung der allgemeinen Entwicklung der DDR von der Staatsgründung bis zur Wende, sodass ein insgesamt informatives und kurzweiliges Buch entstanden ist. Die DDR war, das wird vor allem durch die Interviews deutlich, ein Teil der gesamtdeutschen Nachkriegsgeschichte. Das Buch basiert auf einer gleichnamigen Dokumentationsreihe für die ARD und den MDR, die die Autoren fachlich beraten haben. In der Rückschau erscheint die 40 Jahre dauernde Existenz der DDR dabei als ein widernatürliches Phänomen. Zwar habe die sozialistische Ideologie die Sehnsucht vieler „nach einer Instanz, die niemals irrt“ (79), gestillt. Durch die Geschichte der DDR ziehen sich aber als roter Faden die wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Der „Konsumsozialismus“ (211) unter Honecker, in dem mehr verbraucht als produziert wurde, hätte nicht einen Tag ohne die sowjetischen Rohstoffimporte existieren können. Die Autoren zeigen, wie dieser Aushöhlung der wirtschaftlichen Substanz ein Machtverlust der SED folgte, der abrupt im Herbst 1989 sichtbar wurde. Eindrucksvoll sind die Kapitel, in denen Wolle die letzten Wochen der DDR beschreibt. Er erinnert daran, dass anfangs nur eine „verschwindende Minderheit“ (269) protestierte. Dennoch, mit der friedlichen Revolution 1989/90 hätten die Deutschen ihre Reifeprüfung in Sachen Demokratie bestanden.