Das neue Buch des renommierten Historikers ist in doppelter Hinsicht eine Bilanz. Es ist einerseits ein Rückblick auf ein Jahrhundert, dem Deutschland, so Jäckel, so tief wie kein anderes Land seinen Stempel eingebrannt hat, und "der Versuch, ein zusammenhängendes Bild" (11) von diesem Jahrhundert deutscher Geschichte zu entwerfen. Dem Lauf des Jahrhunderts folgend will der Autor "immer dann etwas ausführlicher werden, wenn der Lauf eine Biegung machte, eine neue Richtung einschlug, die einer Erklärung bedarf, oder wenn wir etwas Neues zu sagen zu haben glauben, wenn unsere Auslegung von dem allgemein üblichen Bild abweicht" (11). Das Buch gibt damit im besten Sinne einen Überblick und will vor allem die Brüche und Zusammenhänge der Entwicklung erklären und interpretieren. Mit Nachdruck bestreitet Jäckel, daß in der deutschen Tradition und Geschichte der viel behauptete "Sonderweg" - eine gerade Linie von Luther bis Hitler und zum Holocaust - angelegt war. Das Buch ist zugleich auch eine gelungene Zusammenschau und Bilanz der vielbeachteten wissenschaftlichen Arbeit Jäckels zur deutschen Geschichte.